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Guardians of Heritage

2021 AUTUMN

Aufrichtigkeit in Stein meißeln

Für Lee Jae-sun war das letzte Jahrhundert ein beständiger Kampf mit Granit. Hart und dicht gemasert, stellt Granit eine Herausforderung für jeden Steinmetz dar, aber es ist auch das am häufigsten verwendete Material in alten koreanischen Steinbauten. Als erster Träger des Titels „Nationales Immaterielles Kulturgut auf dem Gebiet Steinmetzen“ hat Lee zahlreiche historische Steinmonumente restauriert und gleichzeitig eigene Werke geschaffen.

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Lee Jae-sun arbeitet weiterhin mit Hammer und Meißel, auch wenn die traditionelle Steinmetzarbeit größtenteils durch effizientere Techniken mit Einsatz moderner Maschinen und Geräte ersetzt wurde. Lee war der erste Steinmetzmeister, der 2007, als das Steinmetzhandwerk auf Koreas Liste des Nationalen Immateriellen Kulturgutes gesetzt wurde, zum Titelträger ernannt wurde.

Die Steinmetzwerkstatt von Meister Lee Jae-sun, die in der Stadt Guri, Provinz Gyeonggi-do, liegt, ist voller Steinfiguren. Über dem Eingang erhebt sich eine über zehn Meter hoher Maitreya-Buddhastatue, ringsherum gibt es viele weitere Darstellungen von Buddhas, Löwen, Pagoden und Grabstelen, die das handwerkliche Geschick des Meisters verraten.

In Damyang, Provinz Jeollanam-do, geboren, begann Lee bereits als Dreizehnjähriger mit Stein zu arbeiten. Damals half er seinem Onkel und seinem Bruder, die beide Steinmetze waren. Schon von klein auf hatte er geschickte Hände und ein handwerkliches Gespür. Er baute seine Schlitten oder Kreisel selbst, weshalb er sich schneller als andere in das Steinmetzhandwerk einarbeiten konnte. Lee begleitete seinen Onkel, der im Lande herumreiste, um historische Bauten und Monumente zu restaurieren oder zu rekonstruieren, wodurch er sich die grundlegenden Handwerkstechniken der Steinbearbeitung aneignete.

GUTE LEHRER
Lee war nicht nur handwerklich begabt, sondern hatte auch noch das Glück, von hervorragenden Meistern unterrichtet zu werden. 1970 lernte er bei dem renommierten Steinmetz Kim Bu-gwan in Seoul. Zwei Jahre später wurde er von Kim Jin-yeong, dem damaligen Großmeister der Steinbildhauerei, als Lehrling angenommen und startete damit seine beruf liche Lauf bahn als Steinmetz. Unter Kim lernte er nicht nur die Techniken der Steinbearbeitung, sondern auch die korrekte Haltung eines Meisters und entwickelte zudem ein scharfes Auge für gute Steinmetzarbeiten.

In seinen jungen Jahren irrte Lee aber kurze Zeit von Verzweif lung getrieben ziellos herum. Nachdem er wegen eines kleinen Fehlers aus der Werkstatt hinausgeworfen worden war, wusste er nicht, was er tun und wohin er gehen sollte, und machte sich ohne besonderen Grund auf den Weg zur Grotte Seokguram in Gyeongju. Dort kam er zu einer Erkenntnis, die sein Leben völlig veränderte: „Ich war von der gestalterischen Ästhetik der Grotte Seokguram völlig überwältigt. Ich konnte kaum glauben, dass Menschenhände etwas von solch hohem Niveau kreieren können, und wollte vor meinem Tod unbedingt ein Meisterwerk wie dieses schaffen.“

Er kehrte zur Werkstatt zurück und lernte fleißiger als je zuvor. Lee erinnert sich: „Mein Lehrer traf sich regelmäßig mit Professoren für Architektur, Religionswissenschaft, Kunstgeschichte und Innendesign, er nahm mich immer zu diesen Treffen mit. Ich hörte ihren Gesprächen zu und konnte so auf ganz natürliche Weise meine Kenntnisse über unsere Kultur und buddhistische Kunst erweitern.“

Mit 21 gewann Lee beim Internationalen Berufswettbewerb WorldSkills, der 1977 in den Niederlanden stattfand, die Goldmedaille in der Disziplin „Architektonisches Steinmetzhandwerk“. Danach gewann er eine Reihe von inländischen Handwerkswettbewerben, wodurch er sich einen Namen machen konnte. 1989 wurde Lee zum Steinmetzmeister ernannt und 2005 zum Träger des Titels „Immaterielles Kulturgut“ der Provinz Gyeonggi-do im Bereich Steinmetzen. 2007, als das Steinmetzhandwerk schließlich in die Liste des Nationalen Immateriellen Kulturgutes Eingang fand, wurde Lee als erster Träger dieses Titels anerkannt, was für seine Spitzenposition auf diesem Gebiet sprach.

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Steinpagoden-Platte mit Zwillings-Phönixen. Granit. 82 × 27 × 98 cm (WDH).Im Inneren des Vierpasses sind ein Phönixpaar und Wolken eingraviert, der Sockel und die vier Ecken sind mit einem aufwändigen Schnörkelmuster dekoriert. Der Phönix ist ein mythischer Vogel, der bei der Ankunft eines Weisen, der der Welt Frieden bringen wird, erscheint. Als heiliges Tier verehrt, wurde er auf Palaststrukturen sowie Kleidung und Accessories der königlichen Familie dargestellt.
© Seo Heun-kang

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Attendant Child. Granit. 23 × 20 × 50 cm (WDH).Das junge Mädchen steht für die unberührte Welt des Buddhismus. Die meisten Statuen eines begleitenden Kindes tragen das Haar zu zwei Knoten auf dem Kopf gebunden oder als langen, vom Nacken herabhängenden Zopf.
© Seo Heun-kang

 

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Vor ihrer Restaurierung stand diese schöne Pagode, die dem Nationalen Präzeptor Jigwang des Goryeo-Reiches gewidmet ist, auf dem Gelände des Gyeongbok-Palastes in Seoul. Das vom Gelände des Tempels Beopcheon-sa in Wonju, Provinz Gangwon-do, stammende Werk wurde während der japanischen Kolonialzeit nach Japan gebracht und später zurückgegeben. Die bei einem Luftangriff während des Koreakriegs stark beschädigte Pagode wurde 1957 restauriert. 2016 begann man im National Research Institute of Cultural Heritage mit weiteren Restaurierungen, die Anfang 2021 abgeschlossen wurden.
© Cultural Heritage Conservation Science Center des National Research Institute of Cultural Heritage

REIZ DES GRANITSTEINS
Meister Lee verwendet hauptsächlich Granitsteine. Auf der Koreanischen Halbinsel am weitesten verbreitet, zeichnet sich dieses Gestein zwar durch hohe Festigkeit und hervorragenden Glanz aus, aber wegen des geringen Absorptionsvermögens und der dichten Maserung ist es entsprechend schwer zu behauen. Das alte koreanische Steinmetzhandwerk, das überwiegend buddhistische Statuen, Steinpagoden und Steinbrücken hervorbrachte, begann ab dem 4. Jh. in der Zeit der Drei Königreiche (57 v. Chr. – 676 n. Chr.) zu florieren. Zahlreiche Steinbauten überstanden Kriege und Brände und sind bis heute erhalten. Granitstein ist nicht nur das Hauptmaterial für Tempel- und Palastbau, sondern auch für den Bau von Festungsanlagen zur Verteidigung im Kriegsfall.

Lee war bisher an zahlreichen Restaurierungsund Reproduktionsarbeiten von Kulturgütern beteiligt. Auf die Frage, welches Kulturgut bislang am herausforderndsten war, nennt Lee die Pagode für den Nationalen Präzeptor Jigwang auf dem Gelände des Tempels Beopcheon-sa in Wonju, Provinz Gangwon-do, die „nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten Anfang dieses Jahres neu geboren wurde“. Er fügt hinzu: „Die Arbeiten waren dermaßen beschwerlich, dass ich mich fragte, ob es überhaupt Steinrelikte gibt, deren Restaurierung noch anspruchsvoller sein könnte.“

Die Pagode wurde zur Auf bewahrung der Sarira (buddhistische Reliquien in Form kristallähnlicher Kugeln, die nach der Einäscherung eines verstorbenen buddhistischen Mönchs zurückbleiben) des unter seinem buddhistischen Namen „Haerin“ bekannten Mönchs (984-1070) errichtet, der in der Goryeo-Zeit (918-1392) den Titel „Nationaler Präzeptor“ erhielt. Strukturell weicht sie von herkömmlichen Pagoden aus früheren Zeiten ab und ist mit elaborierten Ornamenten in Form von Wolken, Lotusblühten, Bodhisattwas und Devis (himmlischen Jungfrauen) geschmückt. Während der japanischen Kolonialzeit (1910-1945) wurde sie von Wonju in den Hof des Palastes Gyeongbok-gung gebracht, wo sie bei einem Luftangriff während des Koreakriegs (1950-1953) in unzählige Bruchstücke zerfiel. Nach Kriegsende wurden die Einzelteile zusammengesetzt und mit Zementmörtel befestigt. Da es damals jedoch noch an Techniken zur Wiederherstellung von Kulturgütern mangelte, lösten sich die ausgebesserten Teile im Laufe der Zeit ab und die Schäden nahmen ein gravierendes Ausmaß an.

„Etwa die Hälfte der zerbrochenen Steine auf dem Dach, wo die Schäden am verheerendsten waren, wurde durch neue ersetzt. Am mühsamsten war, neue Steine zuzuschneiden, zu meißeln und passgenau in die beschädigten Stellen einzufügen. Zusammen mit zwei Schülern, die die Lehre schon abgeschlossen hatten, haben wir zu Dritt eineinhalb Jahre daran gearbeitet.“

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Himmlischer Hirsch. Granit. 33 × 27 × 55 cm (WDH).Der Himmlische Hirsch Cheonnok, ein heiliges mythisches Tier, das böse Geister vertreiben soll, wurde oft in schmückende Steinstrukturen der Königspaläste gemeißelt. Ein Beispiel dafür findet sich an der Yeongje-Brücke im Palast Gyeongbok-gung. Dieser von Lee Jae-sun gemeißelte Hirsch mit Mähne und Schuppen weist dynamische Kurven auf.

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Zu Lee Jae-suns vielfältigen Handwerkzeugen gehören ein Meißel zum Sammeln und Trimmen von Steinen, ein Hammer zum Brechen, ein Keil zum Auseinanderziehen und Bouchadierhämmer zum Texturieren des Steins.

RESTAURATION UND REPRODUKTION
Lee war an allen wichtigen Kulturerbe-Restaurierungsprojekten beteiligt, darunter der Restaurierung des Sungnye-mun, des alten Seouler Südtours, das 2008 Brandstiftung zum Opfer fiel, und der Steinpagode des Tempels Mireuk-sa in Iksan. Landesweit wurden rund 2.000 steinerne Kulturgüter in Palästen und Tempeln von ihm restauriert. Er fertigte zudem Reproduktionen des steinernen Sitzenden Bodhisattva im Tempel Woljeong-sa in Pyeongchang und der Pagode für den Nationalen Präzeptor Wongong auf dem Gelände des Tempels Geodon-sa in Wonju an. Auch Restauration und Reproduktion des Siegesdenkmals Bukgwan Daecheopbi sind sein Werk. Diese Pagode wurde ursprünglich 1709 auf Initiative der Einwohner des Landkreises Gilju-gun, Provinz Hamgyeong-do, errichtet, um des Sieges der örtlichen freiwilligen Widerstandskämpfer bei der Bukgwan-Schlacht (1592-1593) während der japanischen Invasion Imjinwaeran Ende des 16. Jh. zu gedenken. 1905, während des Russisch-Japanischen Krieges, wurde sie von den Japanern geraubt und nach Japan gebracht, wo sie bis Anfang der 2000er Jahre vernachlässigt auf dem Gelände des Yasukuni-Schreins stand.

„Als das Monument in Japan war, fehlten Sockel und Dachstein, auf dem Körper lag nur ein großer Naturstein. Yu Hong-june, der damalige Leiter der Kulturerbeverwaltungsbehörde, bat mich, für den Fall der Rückgabe einen Dachstein und Sockel anzufertigen. Was hätte ich mir als Steinmetz noch mehr wünschen können?“

Aber mit der Behauptung, dass die Genehmigung von Nordkorea vorausgesetzt sein müsse, da das Denkmal ursprünglich auf nordkoreanischem Gebiet gestanden habe, verzögerte Japan die Rückgabe. Die Japaner gingen wohl davon aus, dass Nordkorea die Beförderung dieses Denkmals in den Süden keineswegs ohne Weiteres zulassen würde.

„Aber Yu hatte eine geniale Idee,“ sagt Lee. „Er schlug Nordkorea vor, das Denkmal einige Monate in Seoul aufzubewahren und danach an Nordkorea zurückzugeben. Nordkorea stimmte zu und Japan hatte keine andere Wahl, als es auszuhändigen.“

Die Pagode, die schließlich 2005 auf koreanischen Boden zurückgebracht wurde, war zunächst in Seoul im Nationalmuseum und anschließend im Palast Gyeongbok-gung zu sehen, bevor sie im Jahr darauf zusammen mit dem von Lee angefertigten Sockel und Dachstein an Nordkorea zurückgegeben wurde. Das an seinem ursprünglichen Standort errichtete Monument wurde als nordkoreanischer Nationalschatz registriert. Eine von Meister Lee gefertigte größengetreue Replik der Pagode findet sich im Gyeongbok-gung im Vorhof des Nationalen Palastmuseums.

„Während der Restaurierung des Tors Sungnyemun waren noch nicht alle Spuren der verbrannten Materialien beseitigt, sodass ich unter Hautkrankheiten und Bronchialbeschwerden zu leiden hatte. Ich machte mich an die Arbeit in dem Gedanken, nach dieser großen Katastrophe eine neue Geschichte zu schreiben. Dabei konnte ich die Spuren der alten Steinmetze entdecken und vieles lernen. So war z. B. offensichtlich, dass sie bei der Steinbearbeitung daran gedacht hatten, wie Regenwasser am besten abf ließen könnte. Beim Abbau konnte ich das, was ich zuvor nur durch mündliche Überlieferung wusste, mit eigenen Augen verifizieren.“

Unter seinen vielen Projekten ist Lee das des Amitabha Buddha für die Gedenkhalle des Großen Mönchs Cihang (1895-1954) im Bezirk Xizhi in Neu-Taipeh in deutlichster Erinnerung geblieben. Der im Lotussitz sitzende, in tiefer Meditation versunkene Mönch starb, aber sein Leichnahm verweste nicht. Sein durch Selbstmumifizierung erhalten gebliebene Körper wurde vergoldet und in eine Buddha-Statue verwandelt, die heute im Tempel auf bewahrt und verehrt wird. Als die buddhistischen Gläubigen in Taiwan in dieser Halle eine Statue aufstellen wollten, sahen sie sich Steinbuddhas in verschiedenen Ländern an und kamen zu dem Schluss, dass die riesige Statue des Sakyamuni Buddha in der Grotte Seokguram „die beste“ sei. Darauf hin beauftragten sie Lee mit dem Projekt.

„Ich bekam den Auftrag, eine dem SeokguramBuddha ähnelnde Statue herzustellen, und fertigte einen riesigen, um das 1,7-Fache größeren Buddha an. An dem Tag, als der verschiffte Amitabha Buddha in der Halle nach Westen ausgerichtet aufgestellt wurde, sollen sich die Wolken aufgelöst haben, von überall sei Licht hereingeströmt. Als ich mir das Video später ansah, war der Buddha seltsamerweise tatsächlich ins rotglühende Licht der Abenddämmerung gehüllt. Ich erinnere mich noch heute lebhaft daran, wie bewegt viele Leute waren.“

„Steine lügen nicht,“ sagt Lee. Klopft man nur lässig darauf, entsteht eine „lässige“ Form, schlägt man wütend darauf ein, hinterlässt die Wut Spuren auf der Oberfläche. Es ist gerade diese Ehrlichkeit, die Steine anziehend macht.

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TÄGLICHE ROUTINEN
Lee ist fleißig. Sobald er die Augen aufschlägt, geht er in seine Werkstatt. Wenn er von 8 bis 18 Uhr Steine geschnitten und gemeißelt hat, schmerzt sein ganzer Körper. Aber seine Liebe zu und seine Ehrfurcht vor den Steinen bleiben unverändert.

„Steine lügen nicht,“ sagt Lee. Klopft man nur lässig darauf, entsteht eine „lässige“ Form, schlägt man wütend darauf ein, hinterlässt die Wut Spuren auf der Oberfläche. Es ist gerade diese Ehrlichkeit, die Steine anziehend macht.“

Sein Sohn Lee Baek-hyeon lernt das Steinmetzhandwerk und wird seine Nachfolge antreten. Meister Lee weiß besser als jeder andere, dass nicht nur individuelle Anstrengungen, sondern auch gesellschaftliches Interesse sowie Förderung von Regierungsseite erforderlich sind, um die Exzellenz des Steinmetzhandwerks an die künftigen Generationen weitergeben zu können. „Wir brauchen ein gesellschaftliches Umfeld, das jungen Menschen die Fortführung des traditionellen Handwerks ermöglicht.“

Heo Yun-heeJounalistin, Tageszeitung Chosun Ilbo
Ahn Hong-beom Fotos

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