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Art Review

2021 SUMMER

Sterne, die in der Dunkelheit gemeinsam funkelten

Von den 1930er bis in die 1950er Jahre herrschte Armut in Korea. Nichtsdestotrotz verfolgten Schriftsteller und Künstler beharrlich ihre Träume, wobei sie von Freunden und Kollegen unterstützt wurden. Eine seltene, vom National Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA) kuratierte Ausstellung im Seouler Königspalast Deoksu-gung zeichnet nach, wie diese kreativen Köpfe durch Kameradschaft und Kooperation zahlreiche Hindernisse überwanden.

Stillleben mit einer Puppe von Gu Bon-ung, 1937. Öl auf Leinwand. 71.4 × 89.4 cm. Leeum, Samsung Museum of Art.
Als Impressionismus-zentrierter Akademismus in war, wurde Gu Bon-ung vom Fauvismus angezogen. Wie an dem französischen Kunstmagazin Cahiers d’Art im Gemälde zu erkennen, schätzten Gu und seine Freunde die zeitgenössischen Kunsttrends der westlichen Länder.

Die 1930er Jahre, in denen die japanische Kolo¬nialherrschaft zunehmend brutaler wurde, waren zwar ein dunkler Abschnitt der Geschichte, aber zugleich auch eine Zeit, in der die koreanische Gesellschaft im Zuge der Modernisierung bis dahin ungeahnte Umbrü¬che erlebte. Vor allem veränderte sich vieles in der Haupt¬stadt Gyeongseong (heute: Seoul). Auf gepflasterten Stra¬ßen fuhren Straßenbahnen und Autos, prachtvolle Kaufhäu¬ser wurden errichtet. Die Straßen wimmelten von „modern girls“ mit hochhackigen Schuhen und „modern boys“ in schicken Anzügen.

Gyeongseong, wo Verzweiflung angesichts der Reali¬tät und neuzeitliche Romantik ineinander flossen, war aber auch eine Stadt der Künstler und Schriftsteller. Sie versam¬melten sich damals in den als „Dabang“ bekannten Cafés. Die sich in den Gassen der Stadtmitte aneinander reihenden Dabang waren aber mehr als nur Kaffeestuben. Künstler und Schriftsteller diskutierten dort über die neuesten Trends der europäischen Kunstszene wie die Avantgarde, während sie in einem für die Zeit exotisch anmutenden Interieur von Kaf¬feeduft umgeben die Lieder von Enrico Caruso genossen.

Caruso und Avantgarde-Kunst
Selbst Armut und Verzweiflung im kolonialisierten Land konnten den Kunstgeist nicht brechen. Hinter der Leiden¬schaft für das künstlerische Schaffen, das inmitten des Lei¬dens aufblühte, standen Freundschaft und Kollaboration von Künstlern, die die Schmerzen des Zeitalters teilten und nach einem Weg zum gemeinsamen Überleben suchten.

Encounters Between Korean Art and Literature in the Modern Age, eine Ausstellung in den Hallen des MMCA im Königspalast Deoksu-gung, die diese Zeiten der „paradoxen Romantik“ porträtierte, lockte trotz der Unbequemlichkeiten infolge der COVID-19-Pandemie zahlreiche Besucher an. Wie der Titel schon verrät, beleuchtete diese Ausstellung, auf der rund 50 repräsentative Künstler der Moderne vorge¬stellt wurden, wie sich Maler, Dichter und Novellisten über Genregrenzen hinweg austauschten, gegenseitig beeinfluss¬ten und ihre künstlerischen Ideale entfalteten.

Die Ausstellung umfasste vier Themen. In Ausstellungs¬halle 1 wurden unter dem Thema „Zusammenfluss der Avantgarde“ die Beziehung zwischen der Dabang-Kaffee¬stube „Jebi (Schwalbe)“, die der Dichter, Novellist und Essayist Yi Sang (1910-1937) betrieb, und den Künstlern, die dort Stammgäste waren, beleuchtet. Yi Sang, der Archi¬tektur studiert hatte, arbeitete eine Weile als Bauzeichner im japanischen Generalgouvernement in Gyeongseong, gab diese Stelle aber wegen Lungentuberkulose auf und eröff¬nete die Kaffeestube. Weit bekannt für seine ausgeprägt sur¬realistischen Werke wie die Erzählung Flügel und das expe¬rimentelle Gedicht Krähenperspektive, gilt Lee als einer der Pioniere der modernen koreanischen Literatur der 1930er Jahre.

Die nackten Wänden der Kaffeestube Jebi sollen nur ein Selbstporträt Yi Sangs und einige Malereien seines Kind¬heitsfreunds Gu Bon-ung (1906-1953) geschmückt haben. Dieser bescheidene Ort ohne optischen Reiz war der Treff¬punkt armer Künstler. Neben Gu gehörten zu den Stamm¬gästen auch Pak Tae-won (1910-1986), der eng mit Yi befreundet war, und der Dichter und Literaturkritiker Kim Gi-rim (1908-?). Sie trafen sich im Jebi und unterhiel¬ten sich nicht nur über Literatur und Kunst, sondern auch über die neuesten Trends in anderen Sparten wie Film und Musik. Für sie war das Jebi nicht nur ein sozialer Treff¬punkt, sondern ein Inkubator des Schaffens, wo sie die neu¬esten Geistesströmungen aufsaugen und Nährboden für ihre Kunst finden konnten. Auf besonderes Interesse stie¬ßen die Gedichte von Jean Cocteau und die avantgardisti¬schen Filme von René Clair. Yi Sang hängte Aphorismen von Cocteau an die Wand, während Pak Tae-won Conte, aus einem Film gewonnen: Der letzte Milliardär verfasste, eine Parodie auf Clairs Le Dernier milliardaire (Der letzte Mil¬liardär) (1934), in der er die Realität unter der Kolonialherr¬schaft satirisierte.

Die Spuren, die sie jeweils im Leben der anderen hinter¬lassen haben, und die engen Beziehungen, die sich in ihren Werken widerspiegeln, sind äußerst fesselnd. Die Figur in Gu Bon-ungs Porträt eines Freundes (1935), die einen etwas „schrägen“ Eindruck hinterlässt, ist Yi Sang. Trotz des Altersunterschieds von vier Jahren waren die beiden schon als Schulkinder Busenfreunde. Kim Gi-rim sparte nicht mit Lob für den fauvistischen Stil außergewöhnlicher Art von Gu Bon-ung. Es war auch Kim, der um den mit nur 27 Jah¬ren verstorbenen Yi Sang am tiefsten trauerte, seine Werke sammelte und 1949 eine Auswahl davon veröffentlichte. Zuvor hatte Yi den Einband für Kim Gi-rims erste Gedicht¬sammlung Wetterkarte (1936) designt. Auch die Illustratio¬nen für Paks Novelle Ein Tag im Leben des Schriftstellers Kubo (1934), die in der Tageszeitung Joseon Jungang Ilbo als Serie erschien, stammen von ihm. Der originäre literari¬sche Stil Pak Tae-wons und Yi Sangs surrealistische Illustra¬tionen schufen Werke von einer originellen Eigenwilligkeit, die sich bei den Lesern großer Beliebtheit erfreuten.

Selbstporträt von Hwang Sul-jo (1904-1939). 1939. Öl auf Leinwand. 31.5 × 23 cm. Privatsammlung.
Hwang Sul-jo, der derselben Künstlergruppe wie Gu Bon-ung angehörte und einen einzigartigen Malstil kultivierte, war versiert in verschiedenen Stilen und Genres, darunter Stillleben, Landschaften und Porträts. Das Selbstporträt stammt aus dem Jahr, in dem er im Alter von 35 Jahren starb.

Ausstellungshalle 2 zeigte Kunstdruckarbeiten aus den 1920ern bis in die 1940er. Zu sehen waren Bücher mit schönen Einbänden sowie meist von Zeitungsverlagen publizierte Magazine mit den Werken verschiedener Illustratoren.

Cheongsaekji (Blaues Magazin), Ausgabe 5, Mai 1939 (links); Ausgabe 8, Februar 1940 (rechts)
Cheongsaekji, erstmals im Juni 1938 veröffentlicht und mit der achten Ausgabe im Februar 1940 eingestellt, war ein umfassendes, von Gu Bon-ung ediertes und veröffentlichtes Kunstmagazin. Es deckte viele Bereiche ab, darunter Literatur, Theater, Film, Musik sowie die Schönen Künste, und brachte qualitativ hochwertige Beiträge berühmter Schriftsteller.

Begegnung von Poesie und Malerei
Das Illustrieren von serialisierten Erzählungen ermöglich¬te den Künstlern zumindest für eine gewisse Zeit ein regel¬mäßiges Einkommen und trug zudem dazu bei, das Image der Zeitung als eines Mediums, das populär und künstle¬risch zugleich ist, zu propagieren.

In Ausstellungshalle 2, die an eine ruhige Bibliothek erinnerte, war eine Printmediensammlung aus Zeitungen, Magazinen und Büchern aus den 1920ern bis in die 1940er zu sehen. Unter dem Titel „Ein Museum aus Papier“ bot diese Sektion die seltene Gelegenheit, durch zwölf u. a. von Ahn Seok-ju (1901-1950) illustrierte, in Zeitungen veröf¬fentlichte Fortsetzungsromane zu blättern.

Damals publizierten Zeitungsverlage auch Magazine, und durch sie entstand das neue Genre „Hwamun“, i. e. Gedich¬te mit Illustrationen. Repräsentativstes Beispiel dafür ist das berühmte, von Baek Seok (1912-1996) verfasste und von Jeong Hyeon-ung (1911-1976) illustrierte Gedicht Ich, Natascha und der weiße Esel, das wie folgt beginnt: „Heute Nacht schneit es dick und dick.“ Die Illustration mit ihren markanten orangefarbenen und weißen Leerstel¬len gibt quasi die „Klangfarbe“ des Gedichts wieder, dem ein seltsames mit Wärme eingefangenes Gefühl der Leere anhaftet. Das Werk erschien in Yeoseong (Frauen), dem von der Tageszeitung Chosun Ilbo herausgegebenen, von Baek und Jeong gemeinsam zusammengestellten und redigierten Magazin für Literatur und Kunst.

Baek Seok, der lyrische Gedichte mit starkem Lokalkolorit schrieb, und Jeong Hyeon-ung, der sich als Illustrator einen Namen machte, lernten sich als Arbeitskollegen in einem Zeitungsverlag kennen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine besondere Freundschaft zwischen den beiden, die im 44 45 Büro nebeneinander saßen. Jeong warf öfters bewun¬dernde Blicke auf Baek. „Er ist so schön wie eine Statue“, heißt es in Jeongs kurzem Text Mr. Baek Seok (1939), der zusammen mit seiner Zeichnung von Baek im Magazin Munjang (Satz) veröffentlicht wurde. Ihre Freundschaft blieb bestehen, auch nach¬dem beide beim Yeseong-Verlag aufgehört hatten. 1940 zog Baek in die Mandschurei, von wo aus er seinem Freund das Gedicht An Jeong Hyeong-ung – aus dem Norden schickte. 1950, nach der Teilung Koreas, ging Jeong in den Norden, wo er Baek wie-dersah. Er kompilierte Baeks Gedichte und ver¬öffentlichte sie in einem Sammelband. Auf dem Rückendeckel ist auch ein Porträt von Baek Seok zu sehen, der älter und besonnener als der „Mr. Baek Seok“ von 1939 erscheint.

Ich, Natascha und der weiße Esel von Baek Seok und Jeong Hyeon-ung. Adanmungo.
Dieses von Jeong Hyeon-ung illustrierte Gedicht von Baek Seok erschien 1938 in der Märzausgabe von Yeoseong (Frauen), einer von der Zeitung Chosun Ilbo herausgegebenen Zeitschrift. Es veranschaulicht den häufigen Austausch zwischen Schriftstellern und Malern, der durch das neu aufgekommene Genre „Hwamun“ (illustrierte Schriften) entstand.

Familie von Dichter Ku Sang von Lee Jung-seop (1916-1956). 1955. Bleistift und Öl auf Papier. 32 × 49.5 cm. Privatsammlung.
Lee Jung-seop, der während des Koreakrieges im Hause des Dichters Ku Sang Zuflucht fand, porträtierte die glückliche Familie Kus, der seine Frau und seine beiden Söhne, die zu der Zeit in Japan waren, vermisste.

Cover der Zeitschrift Hyeondae Munhak (Contemporary Literature), die im Januar 1955 gegründet wurde. Die Illustrationen stammen von bekannten Künstlern wie Kim Whanki, Chang Uc-chin und Chun Kyung-ja.

Bilder und Schriften der Künstler
Ausstellungshalle 3 war der Zeit zwischen den 1930er und 1950er Jahren gewidmet und legte unter dem Titel „Kameradschaft unter Künstlern und Schriftstellern der Moderne“ den Fokus auf die per¬sönlichen Bande zwischen Künstlern und Schrift¬stellern. Im Mittelpunkt des privaten Beziehungsge¬flechts stand Kim Gi-rim, der auch zu den Künstlern der nächsten Generation Kontakte pflegte. Er nutz¬te gezielt seinen Beruf als Zeitungsjournalist, um vielversprechende Künstler zu entdecken und ihre Werke durch seine Rezensionen der Öffentlichkeit vorzustellen. Eine solche Rolle spielte auch Kim Gwang-gyun (1914-1993), ein Dichter und gleichzeitig Geschäfts¬mann, der künstlerische Talente sponserte. Es ist daher kaum erstaunlich, dass nicht wenige Exponate in dieser Halle aus Kims Privatsammlung stammten.

Das Bild, vor dem viele Besucher stehen blieben, war Die Familie von Dichter Ku Sang (1955) von Lee Jung-seop (1916-1956). In diesem Werk wirft Lee einen neidischen Blick auf die Familie von Ku Sang. Lee Jung-seop lebte damals nämlich alleine, weil er seine Frau während des Koreakrieges aufgrund der schwierigen Lebensumstände zu ihren Eltern nach Japan geschickt hatte. Er hatte gehofft, durch den Verkauf seiner Werke genügend Geld zu verdie¬nen, um die Familie wieder vereinen zu können, aber diese mit Mühe und Not zusammengestellte einzige Soloausstel¬lung brachte nicht genügend ein, was – wie unschwer an dem Werk zu erkennen ist – Lee in tiefe Verzweiflung stürz¬te. Die neben dem Werk ausgestellten Briefe seiner japa¬nischen Frau an Ku Sang, in denen sie sich besorgt nach seinem Befinden erkundigt, ließen noch einmal auf das tra-gische Schicksal der Familie zurückblicken und auf den frü¬hen, einsamen Tod eines von Armut und Krankheit gezeich¬neten Kunstgenies.

In der letzten Halle wurden zum Thema „Schriften und Bilder von schreibenden Malern“ sechs Maler vorge¬stellt, die auch als Schriftsteller außergewöhnliches Niveau erreichten. Dazu gehören Chang Uc-chin (1918-1990), der die Schönheit einfacher und purer Dinge schätzte, Park Ko-suk (1917-2002), der sein Leben lang die Berge lieb¬te, und Chun Kyung-ja (1924-2015), die nicht nur wegen ihres originären, farbenfrohen Malstils beliebt war, sondern auch wegen ihrer Essays, die ihre innere Welt unumwunden offenbarten.

Am Ende der Ausstellungshalle fesselten vier „Dot-Wer¬ke“ von Kim Whanki (1913-1974) die Aufmerksamkeit der Besucher. Ging man näher an diese Werke heran und betrach¬tete den Mikrokosmos aus unendlich vielen Minipunkten, zogen einem die Namen aller Schriftsteller und Maler, denen man auf dieser Ausstellung begegnet war, durch den Kopf. Es schien, als ob all diese Talente, die in einem dunklen Zeit¬alter wie Sterne am Himmel gefunkelt hatten, nun endlich an einem Ort zusammengerufen worden wären.

2. 18-II-72 #221 von Kim Whanki. 1972. Öl auf Leinwand. 49 × 145 cm. Privatsammlung.
Kim Whanki, wohlbewandert in Literatur und mit vielen Dichtern befreundet, veröffentlichte in verschiedenen Zeitschriften Essays. Die lyrischen abstrakten Punktgemälde, die charakteristisch für die späte Periode von Kims Schaffen sind, erschienen Mitte der 1960er Jahre, als er in New York war. Frühe Hinweise auf diese Bilder finden sich in seinen Briefen an den Dichter Kim Gwang-seop (1906-1977).

Choi Ju-hyun Editorin von Artinsight

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