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2021 WINTER

HANOK: RAUM ZUM VERWANDELN

Breiteres Anwendungspektrum von Hanok

Jüngst erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten von Hanok bemerkenswert. Nicht nur bei Kultureinrichtungen wie Bankettsälen oder Konzerthallen, sondern auch bei öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken finden Stil und Architekturtechniken von Hanok Anwendung und Anklang.


Anfang des 20. Jh. wurden in Korea vermehrt moderne Gebäude westlicher Bauart mit neuen Materialien wie z. B. Stahl, Beton und Glas errichtet, was zum Umbau von alten Gebäuden wie Regierungsbehörden, staatlichen Gästehäusern und konfuzianische Schulen führte, um neuen Funktionen gerecht zu werden. Diese Versuche wurden jedoch aufgrund der technischen und räumlichen Einschränkungen der traditionellen Architektur schon bald wieder eingestellt und die meisten traditionellen Gebäude mussten modernen Ziegelstein- und Stahlbetonbauten weichen.

Selbst als die Pflege der Tradition während der Zeit der Modernisierung, die Korea nach der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 gezielt vorantrieb, als gesellschaftliche Aufgabe betont wurde, wurden Gebäude traditionellen Stils meist aus Beton gebaut. In beiden Koreas sind Monumentalbauten im traditionellen Hanok-Stil wie die Independence Hall of Korea (1987) in Südkorea und die Zentralbibliothek Grand People's Study House (1982) in Nordkorea aus Beton. Da diese Gebäude jedoch keinen direkten Bezug zu internationalen architektonischen Trends und zum Alltagsleben der Bürger hatten, war die Resonanz eher lauwarm.

Dass die Hanok, die im Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit gestanden hatten, neu an Popularität gewannen, lässt sich mit den deutlich veränderten soziokulturellen Bedingungen seit Mitte der 2000er Jahre erklären. Größerer finanzieller Spielraum aufgrund des gestiegenen Einkommens, wiedererwachendes Interesse an der traditionellen Kultur infolge des Booms der PopkulturIndustrie sowie die durch die erhöhte Wohnungsversorgungsquote bedingte Suche nach alternativen Wohnformen führten letztendlich zu einer bislang nie dagewesenen, verstärkten Rückbesinnung auf die Vorzüge des Hanok.

In dem Bestreben, den Markenwert ihrer Region zu heben und den Zuzug neuer Einwohner anzukurbeln, förderten viele Kommunalverwaltungen die Errichtung von Gebäuden im Hanok-Stil durch die Erschließung neuer Bauflächen und entsprechende Subventionen. Darauf abgestimmt leitete das Ministerium für Land, Infrastruktur und Transport Projekte zur Entwicklung entsprechender Techniken und Fördermaßnahmen in die Wege. Andere Regierungsstellen und öffentliche Organisationen wie das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus, das Außenministerium und der Koreanische Forstdienst schlossen sich diesen Anstrengungen zur Hanok-Förderung an. Seitdem kommt die traditionelle Hanok-Architektur nicht nur bei Privathäusern, sondern auch bei Gewerbe-, Bildungs- und Kultureinrichtungen zum Einsatz.

Diese im 21. Jh. auf den Weg gebrachte Wiederbelebung der Hanok-Architektur führte zur Erforschung von Authentizität und Vorzügen traditioneller Baustoffe und Techniken. Durch die Verwendung natürlicher Materialien wie Holz statt Beton vermittelte die Hanok-Architektur das den traditionellen Räumen immanente Ambiente, was aus moderner Perspektive neu beleuchtet wird. Die dem Hanok eigene Behaglichkeit und gesunde Atmosphäre kommen allen voran bei öffentlichen, für Kinder und ältere Menschen gedachten Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen und Gemeindehallen sowie Krankenhäusern gut an. Diese in privaten Gewerbebetrieben und touristischen Anlagen zu beobachtenden Entwicklungen und die Maßnahmen der Regierung zur Förderung des Baus im Hanok-Stil im öffentlichen Bereich ermöglichten immer mehr Menschen aus breiteren Altersgruppen, die traditionelle Architektur im Alltag zu erleben. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass Pläne, im Ausland Räume wie z. B. koreanische Kulturzentren oder diplomatische Vertretungen im Hanok-Stil einzurichten, konkrete Gestalt annehmen. Hier einige Beispiele für Hanok-inspirierte architektonische Strukturen.

 

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Ganghwa Anglikanische Kirche
Wie die katholische Kathedrale Myeongdong Seongdang (1898) zeigt, wurden die frühen christlichen Gebäude in Korea mit dem gotischen Spitzturm errichtet. Außerhalb der Hauptstadt gab es jedoch auch Kirchen, die in Anlehnung an Struktur und Stil des Hanok gebaut wurden. Die anglikanische Kirche auf der Insel Ganghwa-do (Ganghwa Seongdang, 1900) ist ein Paradebeispiel dafür.

Wie in der Zeit des frühen Christentums meist der Fall, so hoffte auch Bischof Charles John Corfe (1843-1921), unter dessen Federführung die Kirche gebaut wurde, darauf, dass durch die freiwillige Beteiligung der örtlichen Gläubigen ein distinktiv koreanischer Stil christlicher Architektur entwickelt würde. Mit den Geldspenden der Kirchenmitglieder wurden ein Hof-Zimmermann und chinesische Maurer angeheuert, Eisenteile und Dekorationen kamen aus Großbritannien. Ergebnis war eine einzigartige Kirche im Hanok-Stil mit langem Mittelschiff und ausladend ausgekragtem Giebeldach.

Viele Kirchen aus dem frühen 20. Jh. fusionierten östliche und westliche Baumerkmale und wurden so weitestgehend indigenisiert. Die Geumsan Kirche (1905) in Gimje weist mit Blick auf das konfuzianische Prinzip der Trennung der Geschlechter im gesellschaftlichen Leben se- parate Gottesdiensträume und Eingänge für Männer und Frauen auf. Die katholische, im traditionellen Hanok-Stil errichtete Kirche Nabawi Seongdang (1906) in Iksan besaß ursprünglich einen über das Ziegeldach hinausragenden Holz- Spitzturm, später wurde ein Großteil der Holzstruktur durch Ziegelsteine ersetzt.

 

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Seoul Namsan Gukakdang
Entworfen von Kim Yong-mi, einer Architektin aus der Firma Geumseong Architects & Engineers, wurde die Anlage der Konzerthalle Seoul Namsan Gukakdang (2007) aus Kiefernholz aus dem Taebaek-Gebirge gebaut. Auf dem Gelände der Namsan Gukakdang liegen rund um den Innenhof einige als Lobby, Büro und Erlebnisraum fungierende einstöckige Hanok, die die Atmosphäre des 1998 eröffneten Hanok-Dorfs Namsangol zusätzlich betonen.

Der große Hauptkonzertsaal mit 330 Sitzplätzen wurde vor Blicken verborgen unterirdisch eingerichtet. Er ist über den Hinterhof erreichbar, wo der Senkgarten Chimsangwon liegt. Der abgestufte Garten am Hang sorgt zusammen mit den aufgestellten Vorratskrügen für ein freundliches Flair. Die Besucher sagen, dass von hier aus der Blick auf die nächtliche Stadtlandschaft von Seoul besonders schön ist.

Die traditionellen architektonischen Methoden, die die räumlichen Charakteristika des Geländes zur Geltung bringen, sowie Materialien und Farbzusammenstellungen schaffen eine dezente und schlichte Ästhetik. Das Gosan Yun Seondo Artifact Museum (2010), eine Gedenkstätte für den Dichter und Gelehrten Yun Seon-do (1587-1671) in Haenam in der Provinz Jeollanam-do wurde ebenfalls von Geumseong Architects & Engineers entworfen und weist einen ähnlichen Aufbau auf: Oberirdisch liegen einstöckige Hanok und unterirdisch eine Ausstellungshalle, für die die Fläche im Hof tief ausgehoben wurde, um mehr natürliches Licht einzulassen. Bei beiden Anlagen wurden unter Beibehaltung von Größe und Komposition des traditionellen Hanok weitläufige Kulturräume unterirdisch untergebracht.

 

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Dr. Lim’s Breast Clinic in Daegu
Dr. Lim’s Breast Clinic (2012) in Samdeok-dong, Daegu, entstand aus der Renovierung eines Hanok-Hauses und eines Hauses im japanischen Stil. Bei der Instandsetzung wurden Form und Grundriss der beiden Gebäude so weit wie möglich beibehalten, damit sich die Arztpraxis in das gemütlich-behagliche Flair des alten Viertels harmonisch einfügt. Die Patienten melden sich in dem wie ein Gewächshaus gestalteten Atrium in einer Ecke des Hofes an, ziehen sich einen Patientenkittel über und warten dann in der Großen Holzdiele, bis sie an die Reihe kommen. Das als Annex-Gebäude fungierende Haus im japanischen Stil mit seiner ansprechenden räumlichen Tiefe wird multifunktional genutzt, sei es zum Erholen, Übernachten oder Backen.

In Seoul wurde 2005 im Viertel Gahoe-dong, Bezirk Jongno-gu, eine Zahnarztpraxis in einem Hanok-Gebäude eröffnet. Dafür hat man zwei kleinere Hanok dem traditionellen Design nach restauriert, der Hof wurde in ein Atrium verwandelt.

 

Fazio House, Phoenix Springs Country Club
Das Fazio House, der von Hwang Doo-jin entworfene Bankettsaal des Phoenix Springs Country Club (2009), wurde so konzipiert, dass sich zwei Hanok-Gebäude auf beiden Seiten eines großen Hofs gegenüberstehen. Während das eine an einen Palast oder Tempel erinnert, gleicht das andere einem Luxushaus. Öffnet man Türen und Fenster der beiden Gebäude zum Hof in der Mitte hin, entsteht ein für großangelegte Veranstaltungen nutzbarer, ineinander fließender Raum.

Das robuste, traditionell gedeckte Dach des Bankettsaals ruht auf sich verjüngenden Entasis-Säulen, die von sorgfältig bearbeiteten Stützsteinen getragen werden. Der Boden ist ganz im Stil alter Hanok mit dunklen, quadratischen Ziegelsteinen ausgelegt. Der unter dem Dach entstehende Raum wurde nicht mit Erde aufgefüllt, sondern mit verschiedenen Geräten ausgestattet, während der Korridor zwischen den beiden Gebäuden mit Glas überdacht wurde, was der Anlage eine entschieden moderne Note verleiht.

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ⓒ Park Young-chae

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Kreisförmiger Korridor des Lotte Resort Buyeo
Gelegen im Gebiet der historischen Stätten von Baekje, die 2015 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurden, beflügelt der Lotte Resort Buyeo (2010) von den antiken Überresten in der Umgebung heraufbeschworene historische Phantasien. Der Resort, ein Kollaborationsprojekt der Architekten Kim Seung-hoy und Cho Junggoo, ist eine dramatische Begegnung eines einladend und frisch wirkenden modernen Gebäudes und eines geometrisch umgestalteten Hanok. Insbesondere der riesige, kreisförmige Korridor vor dem Resort-Eingang bietet von Innen aus betrachtet einen imposanten Anblick.

Um das Gebäude zu einer perfekten Kreisform zu gestalten, wurden die Formen aller Komponenten und Strukturen den berechneten Krümmungsmaßen entsprechend präzise entworfen, in einer Fabrik zugeschnitten und vor Ort zusammengebaut. Ein traditioneller Pavillon wurde in die Fassade des Hauptgebäudes, dessen Design ebenfalls auf das Hanok-Haus ausgerichtet ist, integriert, was eine natürliche Harmonie zwischen Tradition und Moderne schafft.

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Hanok-Bibliothek der Jungsu Grundschule
Die in Jeongneung-dong, im nördlichen Teil von Seoul gelegene Jungsu Grundschule erregte mit dem Bau einer Bibliothek und eines speziellen Klassenzimmers im Hanok-Stil (2020) große Aufmerksamkeit. Lehrer, Schüler und Eltern beteiligten sich an Planung und Raumgestaltung. Bibliothek und Sonderraum erhielten mit „Hansolgak“ bzw. „Narijae“ Namen, die Liebe zur koreanischen Sprache und den koreanischen Hangeul-Zeichen implizieren. Die beiden Gebäude sind durch einen langen, schattenspendenden Korridor verbunden, wo sich die Schüler nach dem Herumtoben auf dem Sportplatz jederzeit abkühlen können. In der Bibliothek findet sich ein treppenförmiges, über zwei Etagen erstreckendes Bücherregal, das spezielle Klassenzimmer hat eine weitläufige offene Holzveranda, die jeden zum gemütlichen Sitzen und Plaudern einlädt.

Um sicherheitsunbedenkliche Räume zu schaffen, bot das Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr im Rahmen seines Projekts zur technologischen Förderung von Hanok Unterstützung an. Experten aus verschiedenen Feldern – zu nennen sind z. B. Dongyang Mirae University, Daeyeon Architecture, QNA Urban Architecture Lab und Hyeonyeong Construction – arbeiteten beim Bau zusammen und verwendeten verschiedene Bautechniken und moderne Konstruktionsmethoden unter Einsatz von z. B. Brettschichtholz und leicht montierbaren Fertigwandplatten.

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Lee Kang-min Professor für Architektur, Korea National University of Arts
Fotos Ahn Hong-beom

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