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2021 WINTER

HANOK: RAUM ZUM VERWANDELN

Kindheitserinnerungen eines Architekten

Daniel Tändler, ein Architekt, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und dort studiert hat, besitzt ein tiefgründigeres Wissen über Hanok als Durchschnittskoreaner, da er selbst einige gebaut hat. 2014 gründete er zusammen mit Choi Ji-hee in einer Gasse am Bangsan Markt im Seouler Stadtteil Eulji-ro das Architekturbüro urbandetail Architecture & Design und macht seitdem Hanok-inspirierte Experimente.


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Architekt Daniel Tändler macht gerne Skizzen von einfachen alten Häusern, in die er sich während seiner Erkundung Koreas verliebte.

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Das Gwanggyo House (2018) in der Provinz Gyeonggi-do ist ein modernes Wohnhaus aus Holz und Stein. Es hat ein Giebeldach und drei Höfe.
ⓒ Lee Sang-hoon, hooxMe

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Das Chebu-dong Hanok (2020) in Seoul wurde auf dem Grundstück gebaut, auf dem einst ein altes Hanok stand, das niedergerissen wurde, um Platz für einen zweistöckigen Neubau zu schaffen. Um das Haus der Gesamtatmosphäre der Gasse anzupassen, wurde es so entworfen, dass es von der Straße aus gesehen wie ein einstöckiges Haus wirkt.
ⓒ Lee Sang-hoon, hooxMe

Daniel Tändler, dessen Mutter Koreanerin und Vater Deutscher ist, verbrachte seine Ferien öfters bei den Großeltern in Gwangju. Ihm ist das Spielen mit den Cousins und das großelterliche Hanok in guter Erinnerung geblieben.

Er studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Wirtschaftswissenschaften, zweifelte aber immer etwas an der Wahl seines Hauptfaches. Vor dem Abschluss bekam er die Gelegenheit, beim Samsung Economic Research Institute ein Praktikum zu machen, was ihn schließlich davon überzeugte, dass Wirtschaft nichts für ihn ist. Beim Sinnieren über seine Vorlieben wurde er sich bewusst, dass er ein großes Interesse für die traditionelle koreanische Kultur, vor allem für Hanok hatte. Während seines Studiums in der Universitätsbibliothek hatte er nämlich die von dem Zimmermannsmeister (Daemokjang) Shin Yeong-hun verfassten Bücher über Hanok gelesen und war in den Ferien sogar extra nach Korea geflogen, um an den Touren des von Shin geleiteten Hanok-Kulturzentrums teilzunehmen. Schließlich schrieb er sich an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen ein.

Nach dem Studium sammelte er bei guga Urban Architecture, einem Architekturbüro unter Leitung von Cho Jung-goo, einige Jahre praktische Erfahrungen, bevor er sich mit seinem Büro urbandetail Architecture & Design selbstständig machte. Um die Essenz des Hanok in die moderne Architektur zu integrieren, plant er interessante Experimente.

Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen traditioneller deutscher Architektur und Hanok?
Auch beim Bau traditioneller deutscher Wohnhäuser wurden Holzkonstruktionen verwendet. In meiner Heimatstadt gibt es viele, im Mittelalter gebaute Privathäuser, deren Bauweise denen der Hanok ähnelt, d. h., es wurde ein Grundgerüst aus tragenden Holzbalken errichtet und die Zwischenräume mit Lehm gefüllt. Im Prinzip wurde früher überall auf der Welt mit Stein, Holz und Erde gebaut, daher die Ähnlichkeiten.

Welche Hanok haben Sie besonders fasziniert?
Mir gefallen die Hanok-Anlagen der angesehenen Adligen, wie z. B. das Sugok Historic House in Andong oder das historische Haus von Yun Du-seo in Haenam besser als Prunkbauten wie Paläste oder Tempel. In der konfuzianisch geprägten Gesellschaft der Joseon-Zeit galten strenge gesellschaftlichen Normen, nach denen für die Häuser der Adligen keine prunkvollen oder elaborierten architektonischen Elemente verwendet werden durften. Daher rührt die eher schlichte und einfache Struktur dieser Häuser. Die von unserem Büro entworfenen Hanok haben oft schlichte, einstufige Dachüberhänge, die nicht so prunkvoll wie die in den Palästen zu findenden doppelstufigen sind.

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Tändler in seinem Büro in Eulji-ro, Seoul. Er hofft, verschiedene Projekte übernehmen zu können, die es ihm erlauben, moderne Architektur zu schaffen, die den Geist von Hanok atmet.

Wie sollten sich Hanok Ihrer Meinung nach in Zukunft weiterentwickeln?
Beim Bau eines Hanok wird oft ein Haus aus der Joseon-Zeit exakt nachgeahmt, was meiner Meinung nach etwas übertrieben und gezwungen wirkt. Man kann die Innenausstattung modifizieren oder das Hanok mit neuen Funktionen bzw. Räumen ausstatten, man kann auch versuchen, die Essenz der Hanok-Raumstruktur mit moderner Architektur zu kombinieren, um das Leben der Bewohner den modernen Zeiten entsprechend komfortabler zu machen. Das führt aber logischerweise zu einem anderem Aussehen der Hanok. Man müsste also zunächst einmal eine grundlegende Antwort auf die Frage finden, was genau ein Hanok eigentlich ist. Unsere künftige Aufgabe ist meiner Meinung nach daher, über die Nachahmung der äußeren Hanok-Elemente hinauszugehen und die Essenz des Hanok in die Konstruktion einfließen zu lassen.

Welche Hanok-Elemente lassen sich in die moderne Architektur integrieren?
Das ist eine Frage, die ich mir ständig stelle. Ich möchte nämlich die Essenz von Hanok neu interpretieren und auf verschiedene Art und Weise durch moderne Architektur zum Ausdruck bringen. Eine der Besonderheiten von Hanok ist, dass verschiedene Räumlichkeiten völlig unterschiedlichen Charakters unter einem Dach existieren. Während sich die Große Holzdiele Daecheong besonders in den südlichen Regionen mit ihren schwül-heißen Sommern entwickelt hat, wurde die Bodenheizung Ondol in den nördlichen Gebieten mit ihren eisigen Wintern stark verbessert. Die Daecheong ist offen und prachtvoll, ein Ondol-Zimmer hat dagegen einen privateren und simpleren Charakter. Es ist interessant, dass solch unterschiedliche Elemente in einem Haus miteinander harmonieren.

Eine weitere Hanok-typische Eigenschaft ist die subtile hierarchische Struktur der Anlage. So ist der Hof mit der Gasse vor dem Haustor verbunden, sodass der Besucher ganz natürlich in den Innenhof und zur Daecheong geleitet wird. Die Daecheong wiederum verbindet die Zimmer. Die Gesamtstruktur mit ihrer natürlichen Bewegungslinie Gasse → Hof → Daecheong → Zimmer vereint die öffentliche und die private Sphäre des Hauses. Es könnte interessant sein, diese Eigenschaften auf die moderne Architektur anzuwenden.

Inwieweit kommen Sie den Vorstellungen der Bauherren nach?
Ich finde ein wohl kalibriertes Gleichgewicht wichtig. Als Architekt besteche ich nicht unbedingt immer auf meinen Ansichten, akzeptiere aber auch nicht bedingungslos die Forderungen des Bauherren. Für mich ist z. B. der Hof einer der schönsten Orte in einem Hanok. Möchte man jedoch in Seoul ein Hanok bauen, kann das Anlegen eines großen Hofes ein ernsthaftes Platzproblem sein. Es ist nicht einfach, die vom Bauherren gewünschten Räume zu schaffen und zugleich ein wohl strukturiertes Hanok zu entwerfen. Diese Probleme müssen während der Planung Schritt für Schritt angegangen werden.

Seo Yoon-young Architektur-Kolumnistin
Fotos Ha Ji-kwon

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