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2021 WINTER

Lee Keun-hee Kunstsammlung öffentlich zugänglich

Nach dem Tod von Lee Kun-hee (1942-2020), des Vorstandsvorsitzenden der Samsung Group, spendete die Familie rund 23.000 Werke aus seiner Privatsammlung, zu der auch als Nationalschatz gelistete Stücke und kunstgeschichtlich bedeutsame moderne und zeitgenössische Kunstwerke gehören. Die ausgewählten Werke, die vom Koreanischen Nationalmuseum und vom Nationalmuseum für Moderne und Zeitgenössische Kunst dem breiten Publikum im Rahmen von Sonderausstellungen zugänglich gemacht wurden, stießen auf großes öffentliches Interesse.



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Aufklaren nach Regen in dem Berg Inwang-san, Jeong Seon (1676-1759), 1751, Tusche auf Papier, 79,2 × 138 cm.Dieses mit Tusche auf Papier gemalte Werk des bedeutenden Joseon-Hofmalers Jeong Seon stellt dar, wie sich Nebelschwaden nach einem Sommerregen über den Berg Inwang-san in Seoul zurückziehen. Jeong, geboren und aufgewachsen in einem benachbarten Viertel, fing die ihm so vertraute Berglandschaft mit kühnen Pinselstrichen ein. Er brach mit der Tradition der konzeptuellen Landschaftsdarstellung und beförderte eine Annäherungsweise, die Künstler dazu ermutigte, die tatsächlich von ihnen wahrgenommene Szenerie festzuhalten.

Als Lee Kun-hee, der Vorstandsvorsitzende der Samsung Group, der nach einem akuten Herzinfarkt im Koma gelegen hatte, im Oktober 2020 verstarb, zeigte die Öffentlichkeit immenses Interesse an seiner Kunstsammlung. Die Privatsammlung der Familie Lee, die auf Lee Byung-chul (1910-1987), den Gründer des Samsung-Konzerns, zurückgeht, war seit langem in aller Munde. Einzelne Stücke der umfangreichen Sammlung, zu der neben Familienerbstücken auch vom Ehepaar Lee erworbene Werke gehören, waren zwar bereits im Ho-Am Art Museum und im Leeum Museum of Art, die unter der Verwaltung der zur Samsung Group gehörigen Kulturstiftung stehen, ausgestellt worden. Da aber Gesamtumfang und Einzelbestände bis dahin nicht öffentlich bekannt waren, stand die Sammlung schon immer im Mittelpunkt regen öffentlichen Interesses.

Einige gehen davon aus, dass die sog. „Lee Kun-hee Collection“ in puncto kultureller Wert die Exponate des Nationalmuseums oder des Nationalmuseums für Moderne und Zeitgenössische Kunst (MMCA) übertrifft. Allein der Vermögenswert soll mehrere Billionen Won (1 Bio. Won = ca. 750 Mio. Euro) betragen. Im April 2021 gab Lees Familie offiziell bekannt, rund 23.000 Artifakte und Kunstwerke, darunter auch Nationalschätze, zu spenden. Antike Stücke wurden dem Nationalmuseum vermacht, Arbeiten großer koreanischer oder ausländischer Künstler dem MMCA. Zur Würdigung der Spende veranstaltete das Nationalmuseum vom 21. Juli bis zum 26. September 2021 die Sonderausstellung A Great Cultural Legacy: Masterpieces from the Bequest of the Late Samsung Chairman LEE, KUN-HEE. Das MMCA präsentiert vom 21. Juli 2021 bis 13. März 2022 MMCA Lee Kun-hee Collection: Masterpiece of Korean Art.

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Avalokitesvara-Bodhisattva mit Tausenden Händen (rechts), 14. Jh., Tinte und Farbe auf Seide, 93,8 × 51,2 cm. Der tausendarmige Avalokitesvara ist bekannt dafür, mit seinen unzähligen Händen und Augen Menschen zu retten. Der Glaube an diesen allwissenden Bodhisattva des Mitleids reicht zwar weit in die Geschichte zurück, aber das ist die einzige erhaltene Darstellung dieser Gottheit. Der Bodhisattva wurde mit 11 Seiten seines Gesichts und 44 Händen dargestellt, von denen jede ein glücksverheißendes Objekt umfasst.

span style="font-stvle:bold"Wasser-Mond-Avalokitesvara (links),14. Jh., Tinte und Farbe auf Seide, 83,4 × 35,7 cm. Der Avalokitesvara ist ein Bodhisattva, von dem man glaubt, dass er Mitleid mit vielen fühlenden Lebewesen hat, ganz so, wie das Spiegelbild des Mondes in klarem Wasser an vielen verschiedenen Orten zu sehen ist. Die delikate Harmonie von Mustern and sanften Farben, die unter dem durchscheinenden Gewand zu sehen ist, veranschaulicht die exquisite Schönheit, die buddhistischen Malereien aus der Goryeo Zeit eigen ist.

ALTE UND NEUE MEISTERWERKE
Im Vorfeld der Spenden an die beiden Nationalmuseen wurden Arbeiten bedeutender moderner Maler unter Berücksichtigung des Charakters des jeweiligen Werks an Museen aus den Heimatregionen der Künstler gestiftet. So gingen Arbeiten von Kim Whanki (1913-1974) und Chun Kyung-ja (1924-2015) an das Jeonnam Kunstmuseum, Werke von Lee In Sung (1912-1950) und Seo Dong-jin (1900-1970) an das Daegu Kunstmuseum, und Stücke von Park Soo Keun (1914-1965) an das Park Soo Keun Museum in Yanggu.

Unter den Spenden sind die Artifakte und Werke, die in den Besitz der beiden Nationalmuseen übergingen, die wohl wertvollsten, da sich darunter nicht nur zahlreiche Nationalschätze, sondern auch kunstgeschichtlich überaus bedeutsame Werke befinden. An das Nationalmuseum gingen 21.600 Artefakte aus vorgeschichtlicher Zeit bis hin zum Joseon-Reich (1392-1910), darunter Tongefäße, Keramik, Skulpturen, Kalligraphien, Gemälde und Holzmöbel. Auf der Sonderausstellung waren 77 Stücke zu sehen, die als Inbegriff von Ästhetik und kunsttechnischer Fertigkeit der jeweiligen Zeit gelten. Highlights unter den Exponaten waren: Inwangjesaekdo (Aufklaren nach Regen in dem Berg Inwang-san), 1751 von dem Joseon-Gelehrten und Hofmaler Jeong Seon (1676-1759) gefertigt; Goldbronze-Buddhastatuen im Rang eines Nationalschatzes und die buddhistische Malerei aus der Goryeo-Zeit (918-1392) Avalokitesvara-Bodhisattva mit Tausenden Händen, die das anmutige Erscheinungsbild des Bodhisattva elaboriert darstellt.

Unter diesen Werken sticht allen voran Inwangjesaekdo ins Auge, das die Szenerie des linker Hand vom Königspalast Gyeongbok-gung gelegenen Bergs Inwang-san kurz nach dem Regen erfasst. Es wurde zeitgleich mit dem damals unter europäischen Künstlern auf kommenden Trend der als „Grand Tour“ bekannten Bildungsreise durch Italien geschaffen, durch den die Landschaftsmalerei immer größere Aufmerksamkeit gewann. Inwangjesaekdo ist vergleichbar mit den Arbeiten des walisischen Landschaftsmalers Richard Wilson (1714-1782), die dieser während seiner Italienreise im Jahr 1750 schuf. Die beiden Gemälde weichen zwar materialmäßig voneinander ab – Inwangjesaekdo wurde mit Tusche gemalt, Wilson verwendete Ölfarben – sind aber in Bezug auf die Landschaftsdarstellung vergleichbar: Während Wilsons Ölgemälde die idylische Szenerie mit naturgetreuen Farben einfängt, stellt Jeong den Inwang-san nach dem Regen durch subtile Regulierung der Pinseldruckstärke und der Tuscheschattierungen realistisch dar.

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Frauen und Krüge, Kim Whanki (1913-1974), 1950er, Öl auf Leinwand, 281,5 × 567 cm.Die barbusigen Frauen mit weißen Porzellankrügen, Kranichen und Rehen in diesem Gemälde zählen zu Kim Whankis häufigsten Motiven von den späten 1940er bis in die 1950er Jahre. Als großformatiges Wandbild produziert, evoziert das Werk mit seinen stilisierten, Figuren, Objekten und Tieren vor einem pastellfarbenen Hintergrund eine transzendente Dekorativität.
© Whanki Foundation · Whanki Museum

KUNSTHISTORISCHER WERT DER SCHENKUNG
Das MMCA erhielt 1.488 Werke aus Lees Kunstsammlung. Umfangmäßig handelt es sich um die bislang größte Spende in der Geschichte des Museums, bedeutsamer ist jedoch, dass sie seltene und wichtige Werke aus dem frühen 20. Jh. umfasst. Zu den 58 modernen und zeitgenössischen Exponaten der Sonderausstellung zählen repräsentative Werke von Künstlern, die in der koreanischen Kunstgeschichte wichtige Meilensteine setzten. Die erste Hälfte des 20. Jh. war eine dunkle, von Chaos und Zerstörung geprägte Zeit, in der Korea nach Kolonialherrschaft (1910-1945) und Landesteilung in den Strudel des Krieges gerissen wurde. Ein Großteil der um diese Zeit geschaffenen Kunstwerke wurde entweder zerstört oder ging verloren, sodass es vergleichsweise große Lücken bei den Forschungsmaterialien gibt. Die diesmalige Ausstellung ist auch deshalb hoch zu bewerten, weil nicht wenige in dieser mit Leid und Entbehrungen verbundenen Zeit geschaffene Werke präsentiert werden.

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Paradise Paik Nam-soon (1904-1994), Circa 1936, Öl auf Leinwand, Acht-Paneelen-Gemälde, 173 × 372 cm.Baik Nam-soon gehört zur ersten Generation koreanischer Malerinnen, die in Tokio und Paris westliche Malerei studierten. Die auf diesem großformatigen Werk dargestellte Szenerie vermischt östliche und westliche Utopia-Darstellungen wie Shangri-La und Arkadien. Es reflektiert das Nachsinnen der Künstlerin darüber, wie man östliche und westliche Motive und Techniken bearbeiten kann. Nachdem ihr Mann Im Yong-ryeon (1901-?), ebenfalls Maler, während des Koreakriegs vermisst gemeldet worden war, zog Paik mit ihren Kindern 1964 in die USA. Über ihren weiteren Werdegang ist wenig bekannt.

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Gonggi Nori (GonggiSpiel), Chang Ucchin (1917-1990, 1938, Öl auf Leinwand, 65 × 80,5 cm.Chang Ucchin ist bekannt für seinen distinktiven Stil, mit dem er einfache Alltagsobjekte wie Häuser, Bäume und Vögel auf märchenhafte Weise darstellt. Hier Changs bahnbrechendes Frühwerk, für das er mit 21 Jahren den ersten Preis bei einem von der Tageszeitung Chosun Ilbo gesponserten Kunstwettbewerb gewann. Das Gemälde, dem es zwar an Detailausführung mangelt, das dafür aber durch seine gute Komposition überzeugt, gibt Aufschluss über die Anstrengungen des Künstlers vor der Entwicklung seines charakteristischen Stils.

Zu den besonders beachtenswerten Exponaten gehören Paradise von Paik Nam-soon (1904-1994), Gonggi Nori (Gonggi-Spiel) von Chang Ucchin (1917-1990) und Sanullim (Bergecho) von Kim Whanki (1913-1974). Paradise – unter Paiks Arbeiten das bislang einzig entdeckte großformatige Werk – wurde mit Öl auf eine an einen traditionellen koreanischen achtfältigen Wandschirm erinnernde Leinwand gemalt und präsentiert eine Begegnung von östlicher und westlicher Kunstform. Gonggi Nori ist eins der wertvollen Frühwerke von Chang Ucchin, für das er im Alter von zwanzig bei einem von einem Zeitungsverlag gesponserten Kunstwettbewerb ausgezeichnet wurde. Die realistische, an Genre-Malereien erinnernde Darstellung unterscheidet sich deutlich vom Stil seiner Blütezeit, in der er hauptsächlich einfache und naiv wirkende Arbeiten produzierte. Das Punkt-Werk Sanullim, das Kim Whanki, der von 1963 bis zu seinem Tod im Jahr 1974 in New York aktiv war, 1973 schuf, gilt als Meisterwerk aus der Blüte seines Schaffens. Es ist eines seiner Punkt-Bilder, die jüngst auf Auktionen in Seoul, New York und Hongkong mit Höchstgeboten in Millionen-Dollar-Höhe für Furore gesorgt haben.

 

Das MMCA erhielt 1.488 Werke aus Lees Kunstsammlung. Umfangmäßig handelt es sich um die bislang größte Spende in der Geschichte des Museums, bedeutsamer ist jedoch, dass sie seltene und wichtige Werke aus dem frühen 20. Jh. umfasst.

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Komposition, Lee Ungno (1904-1989), 1971, Farbe auf Stoff, 230 × 145 cm.Lee Ungno wird hoch geschätzt dafür, durch seinen unermüdlichen Experimentiergeist Genres und Motive zu transzendieren und so einen neuen Horizont für die koreanische Kunst zu erschließen. Die Abstract Letter Series, die er in den frühen 1960ern in Angriff nahm, steht für seine Formexperimente.

Anders als seine früheren Arbeiten, die eher lyrisch anmuten, sind die Buchstabenzeichen in diesem Werk plastischer und abstrakter.

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Work, Yoo Young-kuk (1916-2002), 1974, Öl auf Leinwand, 136 × 136,5 cm.Seit den frühen 1960er Jahren befasste sich Yoo Young-kuk mit Bergen. Für ihn waren sie der Inbegriff des erhabenen Geheimnisses der Natur und ein Medium für Experimente mit piktographischen Elementen wie Form und Farbe. Dieses an einem Wendepunkt seiner künstlerischen Reise entstandene Gemälde weist im Vergleich zu seinen von absolutem Abstraktismus geprägten Werken der vorausgehenden Jahre eine größere Ungehemmtheit im Ungang mit Formen und Farben auf.

ÜBERWÄLTIGENDES INTERESSE
Das öffentliche Interesse an den von den Hinterbliebenen Lee Kun-hees gespendeten Werken lässt sich zudem an den Eintrittskartenreservierungen im Vorfeld der beiden Ausstellungen erkennen. Neben der Neugierde auf die Werke, die sich im Besitz des reichsten Mannes in Korea befanden, führte auch der infolge des Einkommens-Anstiegs erhöhte Kulturkonsum dazu, dass die Ausstellungen im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Thema in Kunstkreisen wurden.

Die beiden Ausstellungen zogen auch weniger stark Kunstinteressierte an, darunter insbesondere junge Menschen, wobei die Nachrichten über Ausstellungsbesuche von RM, dem Leader der Boygroup BTS, und anderen bei jungen Koreanern beliebten Stars das Interesse weiter beflügelten. Wegen der COVID-19-Pandemie war ein Ausstellungsbesuch nur für eine begrenzte Anzahl von Interessierten mit vorheriger Terminbuchung möglich, was einen hitzigen Wettbewerb um die Reservierung von Eintrittskarten auslöste, ganz zu schweigen vom Schwarzhandel.

Die Kultur des Besuchs von Kunstmuseen reicht i n Korea nur knapp hundert Jahre zurück: 1922 wurde die Joseon Arts Exhibition, deren Format dem europäischen Salon de Paris ähnelte, ins Leben gerufen, womit Kunstausstellungen erstmals für ein breiteres Publikum zugänglich wurden. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit galten Ausstellungsbesuche als besonderes Event, das einer kleinen Gruppe von Kunstliebhabern und Kennern vorbehalten war, aber in den letzten Jahren hat insbesondere bei den jüngeren Generationen ein Bewusstseinswandel eingesetzt. Eine Galerie oder ein Museum zu besuchen und anschließend in der Nähe irgendwo einzukehren, wird mehr und mehr als Alltagsaktivität für jedermann angesehen. Vor diesem Stimmungshintergrund kommt die Präsentation von Kunstobjekten aus Lee Kun-hees Sammlung gerade zur rechten Zeit, um dem Kunstenthusiasmus der breiten Öffentlichkeit weitere Schubkraft zu verleihen.

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Yellow Road, Chun Kyung-ja (1924-2015), 1983, Farbe auf Papier, 96,7 × 76 cm. Chun Kyung-ja zeichnete gerne Frauen und Blumen in träumerischer Umgebung, wobei sie traditionell orientalische Farbstoffe und die Eigenschaften von Papier nutzte. Dieses Werk, das ihre älteste Schwiegertochter zeigt, bringt ihren exotischen, auf Farbsensivität und literarischem Lyrizismus baiserenden Stil zum Ausdruck.

Ha Kye-hoon Kunstkritiker

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