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2022 SPRING

Traditionelle Instrumente überschreiten Grenzen

Es gibt traditionelle Musikinstrumente, die seit alters her auf der Koreanischen Halbinsel einheimisch sind, aber auch solche, die aus Eurasien übernommen wurden und seither Kultur und Gefühlswelt der Koreaner mitgestalten und prägen. Hier stellen wir Ihnen einige der Instrumente vor, die jüngst die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.


Alle Instrumente der Welt sind Spiegel der jeweiligen Kultur. Material, Form, Größe und Spielweise eines Musikinstruments sind Resultat des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren wie z. B. geographische Lage, Umwelt, Religion und gesellschaftliches Leben. Es gibt kaum Instrumente, die völlig frei von äußeren Einflüssen geschaffen wurden. Auch wenn ein Instrument eigenständig entwickelt wird, kommen bei seiner Verbreitung unweigerlich soziale und gesellschaftliche Faktoren ins Spiel. Neue Instrumente werden geboren, wenn die Kulturen von Nachbarländern aufeinander treffen und verschmelzen. Daher ist die Identität eines Instruments nicht fixiert, sondern verändert sich ständig im Laufe der Zeit.

Das gilt auch für die traditionellen koreanischen Instrumenten. Es gibt welche, die in ferner Vergangenheit aus China eingeführt, umgestaltet und popularisiert wurden, andere sind erst im 20. Jh. umgemodelte Versionen westlicher Instrumente. Heutzutage werden auch gängige Instrumente weiter verbessert, um ihre Lautstärke zu erhöhen oder den Tonumfang zu erweitern. Traditionelle koreanische Instrumente überschreiten also weiterhin ihre Grenzen.

Westliche Musik wurde in Korea in der Moderne vorgestellt und bald wurden Musikensembles wie Bands, Quartette und Orchester zum Standard. Die traditionellen koreanischen Instrumente, die sich aufgrund ihrer originären Merkmale schlecht für solche Ensembles eignen, wurden an den Rand gedrängt, wobei vor allem traditionelle Instrumente, die nur eine geringe Lautstärke erzeugen oder schwer zu harmonisieren sind, auf der Bühne an Bedeutung verloren.

Seit kurzem sind jedoch immer mehr Musiker als Solisten tätig, die die einzigartigen Eigenschaften ihres traditionellen Instruments in den Vordergrund stellen. Zudem entstehen neue Solokompositionen für Instrumente, die ins Abseits gerieten, weil ihre originelle Klangfarbe in Ensembles nicht aufblühen kann, und für Instrumente, die nur selten alleine gespielt wurden. Auch in Bezug auf die Nutzung von Instrumenten und die Interpretation traditioneller Musik ist die Vielfalt deutlich gewachsen. Heute kommen traditionelle Instrumente in einem breiten Spektrum zum Einsatz: von Musik auf Basis der Grammatik traditioneller Musik bis hin zu Musik ohne klare Genregrenzen.



Geomungo
das erlesenste der Instrumente

Die Geomungo (sechssaitige große Zither), das repräsentativste der koreanischen Saiteninstrumente, gilt seit alters her als Krone aller koreanischen Instrumente. Sie wurde nicht nur fürs Musizieren verwendet, sondern von den Gelehrten auch als Instrument zur Kultivierung und Kontrolle des Geistes genutzt. Äußerlich ähnelt sie zwar der traditionellen zwölfsaitigen Zither Gayageum, besitzt aber völlig andere Eigenschaften. Der auffälligste Unterschied ist die Klangfarbe: Im Vergleich zur Gayageum hat die Geomungo dickere Saiten und deshalb einen tieferen, voluminöseren Ton. Auch die Spielweise ist anders. Bei der Gayageum werden die Saiten mit den Fingern gedrückt und gezupft, während sie bei der Geomungo mit einem Plektrum (Suldae) gedrückt, gezupft und angeschlagen werden. Diese spezielle Kombination der Eigenschaften von Saiten- und Schlaginstrument lässt die Geomungo kraftvoller und gleichzeitig maßvoller klingen als andere Saiteninstrumente.

Die Geomungo hatte eine zentrale Position in traditionellen Ensembles. Seit Beginn der Moderne verliert sie jedoch immer stärker an Bedeutung und es gibt kaum kreative, Geomungo-zentrierte Stücke. Die Gründe dafür sind vielfältig, ein Hauptgrund dürfte aber die geringe Lautstärke und dezente Klangfarbe der Geomungo sein, die nicht zu den gängigen Musik-Ensembles wie Orchester oder Bands westlichen Stils passen.

Tatsächlich ist es alles andere als einfach, ein Werk zu schaffen, das die Merkmale der Geomungo zur Geltung bringt. In jüngster Zeit beweisen jedoch immer mehr Künstler ihre Präsenz allein mit der Geomungo. Die Geomungo-Solistin und Musikschaffende Hwang Gina kreiert moderne und sinnliche Werke, indem sie das Potential des Instruments erweitert. Ihre erste, 2021 herausgebrachte Digital-Single Mess Of Love (2021) thematisiert mit schlagfertigem Sound die widersprüchliche Psyche von Männern und Frauen angesichts einer Trennung. Ein klarer Kompositionsaufbau und nur mit Geomungo realisierbare rhythmische Züge zeichnen das Stück aus.

 

Piri
Dem Holz Leben eingehaucht

Einige Instrumente erwachen erst zum Leben, wenn der Atem des Spielers dem Holz eingehaucht wird. Die koreanische Bambus-Oboe Piri ist ein vertikal gespieltes Blasinstrument. Je nach Größe und Funktion lassen sich drei Arten unterscheiden: Hyang-Piri, wörtlich „heimische Piri“, die längste Variante; die schlanke Se-Piri und die Tang-Piri, die ursprünglich aus Tang-China stammt. Die Piri übernehmen in den meisten Musikformen, von der Hof- bis zur Volksmusik, die Hauptmelodie.

Blasinstrumente werden allgemein in zwei Arten unterteilt: Instrumente mit einem vibrierenden Rohrblatt, das den Ton erzeugt, und Instrumente ohne Rohrblatt. Die Piri besitzt ein Seo, ein Doppelrohrblatt und wird gespielt, indem man ins Mundstück bläst und die Tonstärke durch Öffnen und Schließen der Grifflöcher reguliert. Mit der Zunge oder durch Veränderung der Position des Rohrblattes im Mund reguliert der Spieler die Tonhöhe und führt verschiedene Techniken aus, die nur mit der Piri möglich sind. Die volle Nutzung dieser sensitiven Eigenschaften verlangt hochgradiges Feingefühl und herausragende Spieltechniken.

Das musikalische Spektrum der Piri ist breit gefächert. Dank ihrer kräftigen und energischen Klangfarbe führt sie auch in der modernen Musik oft die Hauptmelodie. Ausschließlich aus Piri-Spielern bestehende Ensembles sind jedoch eine Seltenheit. BBIRIBBOO, eine dreiköpfige, aus zwei Piri-Spielern und einem Produzenten bestehende Band, ist eine der Ausnahmen. Die Gruppe steigert den Charme der Piri gekonnt durch geistreiche und innovative Interpretationen eines diversen traditionellen Repertoires. In Dodri (2021) ist ein funky Neuarrangement der Hauptmelodie von Yangcheong dodeuri, dem letzten Stück der dreiteiligen klassischen Suite Cheonnyeonmanse, die zu den im Königspalast und den Anwesen der Oberschicht regelmäßig gespielten Musikstücken der Joseon-Zeit gehört. Yangcheong dodeuri hat ein für Hofmusik vergleichweise schnelles Tempo und eingängige, heitere Melodien. In Dodri macht sich diese Eigenschaften voll zunnutze und interpretiert sie mit der Piri und der koreanischen Mundorgel Saenghwang.



Ulla
Vibration und Resonanz

Nicht alle traditionellen Instrumente sind seit uralten Zeiten in Gebrauch. Die Ulla ist erst in jüngster Vergangenheit aus China nach Korea gekommen. Wann genau ist schwer zu sagen, aber der ungefähre Zeitpunkt lässt sich daraus schließen, dass sie im Akhakgwebeom, dem 1493 veröffentlichten Standard-Nachschlagewerk für die Musik der Joseon-Zeit, nicht enthalten ist, sondern erst in historischen Quellen aus der Späten Joseon-Zeit erwähnt wird.

Die Ulla ist ein Schlaginstrument, bei dem in einem Holzrahmen aufgehängte Dongna (kleine, tellerförmige Kupfergongs) mit einem Stöckchen angeschlagen werden. Sie unterscheidet sich leicht von den gängigen Schlaginstrumenten, da sie Melodien erzeugen kann. Die Dongna sind auf mehreren Stufen angeordnet, wobei die Tonhöhe von ganz links unten nach rechts oben steigt. Die Spielweise ist einfach: Die Gongs werden von der linken und der rechten Hand angeschlagen oder nur von einer Hand.

Die Ulla wird hauptsächlich bei Märschen für den Wachwechsel der königlichen Paläste und die Nachstellung der Königsparade verwendet. Da das Instrument in der Regel zusammen mit anderen Schlaginstrumenten gespielt wird, gibt es nur wenige Solostücke für die Ulla. Seit einiger Zeit präsentiert Han Solip verschiedene Musikstücke, die die Ulla mit anderen Schlaginstrumenten kombinieren. In ihrer ersten Digital-Single All grown-ups were once children (2018) schafft die Ulla mit ihren hellen, klaren Tönen eine warme, traumhafte Atmosphäre. In diesem Stück vermittelt sie einen völlig anderen Eindruck als bei Märschen, da der Fokus nicht auf dem bei hartem Anschlagen erzeugten klaren, durchdringenden Ton, sondern auf dem sanften Nachklang und der lyrischen Melodie liegt. Immer mehr Musiker dürften in Zukunft die Möglichkeiten der Ulla mit ihrer minimalen und gleichzeitig modernen Klangfarbe erforschen.



Cheolhyeongeum
Verwandlung der Gitarre

Die Cheolhyeongeum ist ein Saiteninstrument, das in den 1940er Jahren von Kim Yeong-cheol, dem Seiltanz-Meister der umherziehenden Gauklertruppe Namsadangpae, erfunden wurde. Sie ist ein seltenes Beispiel dafür, dass ein westliches Instrument, nämlich die Gitarre, der Grammatik der traditionellen Gugak-Instrumente entsprechend umgestaltet wurde. Einer Anekdote zufolge soll die Cheolhyeongeum erfunden worden sein, als Meister Kim aus Spaß seine Gitarre wie eine Geomungo auf den Boden legte und spielte. Daraus ergab sich eine geniale Kombination der Eigenschaften von Gitarre und Geomungo. Für koreanische Saiteninstrumente werden in der Regel Seidenfäden verwendet, aber die Cheolhyeongeum besitzt Metallsaiten. Die Spielweise ähnelt der der Geomungo: Während die rechte Hand mit einem Plektrum, einem Stöckchen aus Bambus oder Acryl (Suldae), die Saiten zupft, reguliert die linke Hand mit dem Nongok, einem kleinen „Stein“ aus Holz und Acryl, die Tonhöhe. Das Klangresultat ist entsprechend einzigartig. Angesiedelt im feinen Grenzbereich verschiedener Instrumente, vereint die Cheolhyeongeum die Dynamik der Moderne und die Energie des Wandels.

Die Cheolhyeongeum ist kein gängiges Instrument unter den traditionellen Musikern, weshalb es vergleichsweise wenig Profispieler gibt. Und natürlich existieren nur sehr wenige Kompositionen dafür. Erst seit kurzem gibt es vermehrt Möglichkeiten, das Instrument in neuen, kreativen Werken zu hören. Es erklingt z. B. in der Mitte von The Waves of the Neocortex (2019; Gayageum-Trio Hey String), wo es scharfe, aber doch gerundete, metallisch anmutende Melodien erzeugt, die im Kontrast zu den Gayageum- Klängen stehen.



Janggu
Anfang und Ende der Musik

Die doppelköpfige Eieruhrtrommel Janggu kommt bei fast allen Arten traditioneller koreanischer Musik zum Einsatz. Sie ist so gut wie immer zu Beginn und Ende eines Musikstücks zu hören, da sie mit ihren Schlägen das Tempo kontrolliert. Bei der Janggu werden die beiden ledernen Trommelböden mit einem hohlen, eieruhrförmigen Holzteil verbunden und durch Schnüre miteinander verspannt. Der linke Trommelboden wird „Bukpyeon (Nordseite)“ oder „Gungpyeon“ genannt, der rechte „Chaepyoen (Schlagseite)“. Während der Bukpyeon mit der Handfläche oder mit dem abgerundeten Schlagstock Gungchae geschlagen wird, nutzt man für den Chaepyeon den langen, dünnen Bambusstock Yeolchae.

Die Janggu gilt allgemein als Begleitinstrument. Natürlich gibt es auch Musik, bei der sie im Mittelpunkt steht, so z. B. bei Seoljanggu (Tanzaufführung mit mehreren Janggu) und Pungmulgut (Bauernspiel mit folklorischer Musik und Tanz), die sich durch hervorragende und vielfältige Melodien und Techniken auszeichnen. Schlaginstrumente werden jedoch selten allein gespielt und die Zahl der Musikstücke, in denen sie die Hauptrolle spielen, ist begrenzt. In jüngster Zeit gibt es jedoch immer mehr Musiker, die sich als Perkussion-Solisten bezeichnen und die Bandbreite ihrer Musik erweitern. Kim So Ra ist eine repräsentative Solo-Schlagzeugerin. Ihr zweites Album Landscape (2021) enthält eine originelle Interpretation von traditioneller Bauernbandmusik (Pungmulgut) und schamanistischen Rhythmen, die in Korea über lange Zeit weitergegeben wurden und werden. In ihrem Spiel koexistieren explosive Energie und Raffinement. Mit viel Feingefühl wechselt sie zwischen Anspannung und Entspannung und enthüllt so auf dramatische Weise die der Janggu eigene dynamische Energie. Ihre Musik bietet die wertvolle Gelegenheit, eine Janggu-Darbietung als komplettes Musikstück zu erleben.



Seong Hye-in Musikkritikerin

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