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2023 WINTER

KUNST UND TECHNOLOGIE: NEUE WEGE GEHEN

Technik im Dienste der plastischen Kunst

Technologie ist in der bildenden Kunst schon immer ein wichtiges Thema, denn sie verändert Formen, Inhalte und sogar die Definition der Kunst. Im heutigen digitalen Zeitalter sind die analogen Künste Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk wie nie zuvor im Wandel begriffen: Herkömmliches wird überdacht und der Technologie noch weiter die Tore geöffnet.
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Ansicht auf die Einzelausstellung Autopilot von Jackson Hong, die 2016 in der Perigee Gallery in Seocho-dong, Seoul, stattfand. Hongs Werke lassen die Grenzen zwischen Industriedesign und Bildender Kunst verwischen und zielen darauf ab, soziale, politische und wirtschaftliche Interpretationen anzuregen.
© Jackson Hong


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Golden Mermaid. Kim Han-saem. 2022. Glas, Blattgold, Pigmentdruck, Harz und Aventurin. 7,5 × 7,5 × 6 cm.

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Come on. Kim Han-saem. 2022. Glas, Blattgold, Pigmentdruck, Harz und Mookait. 5 × 9,5 × 8 cm.

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The Jewels in the Forest. Kim Han-saem. 2021. Acryl, Blattgold, Pigmentdruck und Harz. 54 × 31 × 16 cm.

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The Devil in Iron. Kim Han-saem. 2021. Aluminiumblatt, Pigmentdruck und Harz. 97 × 80 × 11 cm.
Werke von Kim Han-saem spiegeln subkulturelle Elemente aus seiner Kindheit wider. Er fokussiert sich dabei hauptsächlich auf die Transformation von Daten, um Erzählungen von Fantasy-Spielen in Pixelgrafik umzuwandeln.
© Kim Han-saem

Die Anwendung digitaler Technologie in der Kunst nahm ihren Anfang mit der Verbreitung des Macintosh von Apple in den 1990er Jahren. Es folgten weitere Meilensteine mit der CNC-Frästechnologie und den 3D-Druckern in den 2000er Jahren sowie den KI-Bildgeneratoren nach 2020.

Die Digitalisierung läutete das Zeitalter der Information und der Entmaterialisierung ein. Daher können einem die Werke der plastischen Kunst mit ihrer Betonung auf das Gegenständliche zunächst anachronistisch erscheinen. Aber mittlerweile nutzt auch das klassische Kunstgenre die Technologie, um diese kritisch zu hinterfragen und neu zu interpretieren. Zudem sorgt ihre Verwendung für Effizienz und verringert die Arbeitsintensität, weshalb zeitgenössische Künstler sich ihrer wie selbstverständlich bedienen. Viele der in den 1980er und 1990er Jahren geborenen jungen Künstler sind ständig dabei, Möglichkeiten der Technologie auszuloten und auf diese Weise eine originelle Schaffenswelt aufzubauen.

Hierbei ist zu bemerken, dass die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen. Man mag glauben, die Existenz traditioneller Kunstgattungen sei bedroht, doch eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Das erneute Hinterfragen althergebrachter Definitionen bereichert die Kunst vielmehr als dass es ihr schadet. Malerei wird zur Skulptur, Skulptur zu Daten und Handwerk zur Malerei. Künstlerische Arbeiten, die sich losgelöst von den Normen der traditionellen Kunst frei zwischen Daten und Dingen sowie zwischen Digitalem und Analogem bewegen, spiegeln den aktuellen Stand traditioneller Genres von heute wider.

Die Daten-Methode

Kim Han-saem studierte Malerei. Doch wie er sagt, hatte er zunächst Schwierigkeiten, sich mit der Leinwand anzufreunden. Als Künstler der digitalen Generation war er ja viel vertrauter mit dem Malen am Computer. So blieb er auch nach dem Studium bei seiner gewohnten Arbeitsweise.

Zeichnungen entwirft der Künstler wie RPG-Spiele mit 16-Bit-Grafik. Zu Beginn steht die Anfertigung der Bilder per Computerprogramm, dann folgt der Druck auf Papier. Diese ursprünglich aus der digitalen Welt stammenden Bilder werden nun in ein analoges Umfeld übertragen und mit Material aus Stein, Kristall oder Holzfaserplatte kombiniert. Er stellt auch Rahmen oder Täfelchen her, auf die das Ausgedruckte kommt und zusammen mit den Bildern die Narrative der Werke bilden. Der handwerkliche Teil seiner Arbeit vermittelt den Betrachtern ein indirektes taktiles Erlebnis. Seine Werke als „antastbare Daten“ nehmen eine besondere Stellung ein.

Jackson Hong gilt als Grenzgänger zwischen Industriedesign und Kunst. Er befasst sich mit der je nach Kontext unterschiedlich interpretierbaren Variabilität der Dinge sowie den Beziehungen zwischen Dingen und Menschen. Er interessiert sich auch dafür, anhand der Daten den Herstellungsprozess seiner Werke visuell erfahrbar zu machen. Wie beim Produktentwurf eines Industriedesigners wird vor der Umsetzung in die Realität zunächst ein digitaler Plan am Computer erstellt. Praktisch geht es also um die Zusammenstellung von Daten, deren Gewinnung paradoxerweise viel handwerkliches Wissen erfordert. Danach werden Stahlplatten mit einer CNC-Maschine gemäß der Computerdaten zugeschnitten und anschließend von Fachkräften per Hand in Form gebogen und zurechtgeschweißt.

Für Jackson Hong sind Daten das perfekte Werkzeug, gleichzeitig ermöglichen sie dem Künstler, sich von strengen Ordnungen und Normen zu lösen. Bei der Serie Cross Hatching geht es z. B. um Planzeichnungen, die mittels absichtlich erzeugter digitaler Fehler erstellt wurden: ein Aufbegehren gegen Standardisierung und Makellosigkeit, aber auch Anreiz für andersartige Interpretationen. Sie sind über ihre Funktion als Planzeichnungen hinaus zu eigenständigen Werken gewachsen und sind sozusagen imaginäre „Röntgenbilder“.

Die 3D-Druck-Methode

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Ein Einblick in die Ausstellung Drawing and Playing with Jackson Hong, die 2018 im Buk-Seoul Museum of Art (SeMA) stattfand. Diese für Kinder gedachte Ausstellung zielte darauf ab, durch die Neuinterpretation verschiedener Objekte kreatives Denken zu fördern und Vorurteile abzubauen.
Mit freundlicher Genehmigung des Buk-Seoul Museum of Art (SeMA); Foto: Kim Sang-tae

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MANJOY Projekt. Kim Ji-min. 2021. PLA-Filament und Edelstahldraht. Verschiedene Dimensionen.
Eine Arbeit, die auf Kim Ji-mins Einzelausstellung ENVy⁷ präsentiert wurde, die 2021 im UARTSPACE in Cheongdam-dong, Seoul, stattfand. Kim nutzte die 3D-Druck-Technologie zur Schaffung von Kunstwerken mit satirischer Kritik am Konsum.
Mit freundlicher Genehmigung von Kim Ji-min

Kim Ji-min war zunächst Bildhauer, legte dann den Fokus auf Werke, die er durch mühsames Zusammennähen von Markenlabels kreierte. Für seine aktuellen Arbeiten über psychologische Phänomene der Konsumgesellschaft wechselte er jedoch von analog auf digital. Beim Manjoy Projekt v. a. leistete der 3D-Druck gute Dienste. Er ermöglichte es, in kurzer Zeit eine Vielzahl identischer Smiley-Figuren anzufertigen, die zusammengenommen auf humorvolle Weise das Thema des Künstlers vermitteln.

Ein 3D-Drucker ist jedoch kein Alleskönner und so greift Kim auch auf Methoden der Bildhauerei zurück. Die Serie Skull kam z. B. zunächst ganz konventionell durch Handarbeit zustande. Die fertige Plastik konvertierte er dann via 3D-Scanning in digitale Daten, druckte sie aus und verwendete für ein weiteres Werk namens Coloring N. 108. Die gleichen Daten kamen auch bei dem Großformatwerk Inside Out zum Einsatz, denn Digitales kann praktischerweise in jeglicher beliebigen Größe gedruckt werden.

Oh Se-rin, die östliche Malerei und Metallhandwerk studiert hat, vereint verschiedene Elemente und Technologien, um surreale visuelle Effekte zu erzeugen. Auf ihrer Soloausstellung Forest Temperature Bunker, die in der Gallerie BYFOUNDRY in Itaewon, Seoul, stattfand, präsentierte sie Werke aus Keramikarbeiten und via 3D-Drucker gefertigte Teile, die harmonisch integriert sind. Es ist eine allegorische Darstellung des widersprüchlichen Umgangs der Menschen mit Umweltproblemen, stets im Einklang mit dem Thema ihrer frühen Werke „Nachahmung und Täuschung“.

Aus der Ferne betrachtet lässt sich kaum ein Unterschied zwischen Keramik und 3D-Druck feststellen. Für letzteres verwendete sie Open-Source-Daten für Raummodellierung aus dem Internet. Die mit einer 3D-Software zusammengestellten Daten wurden dann transformiert und mittels eines FDM-Druckers (Fused Deposition Modeling; geschmolzenes Material wird in gleichmäßiger Dicke linienformartig extrudiert) ausgedruckt. Ein surreales Ergebnis, da unter gleicher Bedingung mit unterschiedlicher Auflösung gearbeitet wurde.

 



Gewebte Pixel

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Oh Se-rin interessiert sich seit Langem dafür, wie Originalkunstwerke im Kontext des Kapitalismus repliziert und transformiert werden. Vor Kurzem hat sie mit der Kombination von traditionellen Handwerkstechniken mit Technologie begonnen. Dieses Foto bildet einen Teil ihrer Einzelausstellung Forest Temperature Bunker ab, die 2022 in BYFOUNDRY in Hannam-dong, Seoul, stattfand.
© Roh Kyung

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Sudden Rules-Bay-2. Cha Seung-ean. 2017. Polyester-Filamentgarn und Farbstoff. 230 × 455 cm.
Die Werke von Cha Seung-ean wirken wie zweidimensionale Gemälde, aber tatsächlich handelt es sich um Webarbeiten. Durch das Überschreiten von Grenzen zwischen Ost und West, Visuellem und Greifbarem sowie Spirituellem und Materiellem möchte Cha das Erbe der Kunst des 20. Jhs. neu entdecken, um festzustellen, was abstrakte Gemälde ausmacht, die heute von Bedeutung sind.
© Cha Seung-ean

Cha Seung-ean bringt traditionelle Webtechniken in einen modernen Kontext. Die Künstlerin, die Faserkunst und Malerei studiert hat, beschreibt ihre Arbeit so: „Mein Ziel ist es, abstrakte Gemälde des 20. Jhs., die mein Interesse geweckt haben, mittels der Weberei nachzubilden.“

Sudden Rules-Bay-2 gehört zu ihren repräsentativen Werken, eine Kreuzung von The Bay der US-Amerikanerin Helen Frankenthaler und Subitement la Loi der Koreanerin Rhee Seund ja. Letzteres wandelte sie in Computer-Daten um, die dann entsprechend der Pixelstruktur neue Weberei-Daten ergaben. Die fertiggewebte „Leinwand“ bearbeitete Cha schließlich mit der sog. Frankenthaler-Technik, dem Einsickern von Farben. Das Ganze war ein Experiment, bei dem Ordnung und Zufall gleichermaßen auf einer Bildfläche dargestellt werden sollten.

Wichtig für Chas Arbeiten ist auch die Frage nach der Beziehung zwischen Weben und Sprache. So dienen ihr kodierte Sprachdateien als Vorlage für das Weben. Das können Sätze wie „Before your birth“ oder „Your love is better than life“ sein, die sie konvertiert und mittels der entstandenen Daten Webentwürfe erstellt. Das ist ein Experiment, das die Grenze zwischen Sprache und Kunst verschwimmen lässt.



Cho Sae-miKunstkritikerin

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