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2023 AUTUMN

TRADITIONELLE MÄRKTE: NEUES IM ALTEN

Junge Marktleute auf dem Vormarsch

Immer mehr junge Menschen versuchen es mit Geschäftsgründungen bzw. mit der Übernahme des Familienbetriebes auf traditionellen Märkten. Mit originellen und kreativen Ideen ausgerüstet, nutzen sie YouTube und SNS für ihren Wettbewerbsvorteil und sorgen durch bessere Qualität und höherwertiges Design dafür, dass aus Marktwaren Marken werden. Kurzum: Sie sind dabei, Innovationen voranzutreiben.
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Der 1913 Songjeong Station Markt in der südwestlich gelegenen Stadt Gwangju blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Der Markt wurde auch für junge Händler attraktiv, nachdem Mitte der 2010er Jahre gemeinsam von der Kommunalverwaltung, Hyundai Card und Philobiblon Associates ein umfassendes Renovierungsprojekt durchgeführt wurde.
© Hyundai Card, Philobiblon Associates


Lange Zeit galt der traditionelle Markt als Ort, wo die Kunden alt und die Verkäufer sogar noch älter waren. Junge Menschen und Besucher mit Kaufkraft waren selten anzutreffen. Doch dies ändert sich nun drastisch durch junge, kreative Kaufleute, die sich auch im Marketing auskennen. Ihre vielfältigen Angebote, die die altbewährten Besonderheiten des jeweiligen Marktes berücksichtigen, locken junge Kunden an.

Der Anstieg gerade junger Händler rührt daher, dass sie das Potenzial des traditionellen Marktes erkannt haben. Für sie wird auf Märkten nicht bloß der Lebensunterhalt verdient, vielmehr sind es Räume, in denen sie Marken schaffen können, die ihrer Individualität und ihrem Ideenreichtum Ausdruck verleihen. Es passt gut zusammen, dass die alteingesessenen Händler, denen an einer Wiederbelebung des kriselnden Marktes gelegen ist, aktiv junge Menschen anwerben, die wiederum ihre Visionen und ihren eigenen Lebensstil umsetzen wollen. Junge Kaufleute auf dem Markt sind daher keine Seltenheit mehr. Natürlich sind nicht alle von ihnen erfolgreich, aber sie begreifen den Markt als Land der Chancen und machen sich trotz vieler Rückschläge und Schwierigkeiten auf die Suche nach neuen Wegen.

Das Aufblühen der Cheongnyeon Malls

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Zu der Cheongnyeon Mall, die sich in der zweiten Etage des Nambu Marktes in Jeonju befindet, gehören auch für einen traditionellen Markt untypische Geschäfte wie z. B. Buchhandlungen, Souvenirläden und kunsthandwerkliche Werkstätten. Das 2012 durch öffentliche und private Zusammenarbeit gegründete Einkaufszentrum ist ein landesweites Vorbild für die Wiederbelebung traditioneller Märkte.
© Twinkia

Auf dem Nambu Markt in Jeonju, dem repräsentativen traditionellen Markt der Provinz Jeollabuk-do, gibt es einen besonderen Ort namens „Cheongnyeon Mall (Youth Mall)“, wo junge Menschen mit vereinten Kräften versuchen, sich eine Lebensgrundlage zu schaffen. Es handelt sich um ein Einkaufszentrum junger Kaufleute, das von der Regierung und Kommunalverwaltung ins Leben gerufen wurde, um den stagnierenden traditionellen Markt wiederzubeleben. Die Cheongnyeon Mall auf dem Nambu Markt wurde 2012 als landesweit erstes ihrer Art eröffnet und es beherbergt eine große Vielfalt an Läden – Restaurants, Bars, Cafés, Buchhandlungen, Souvenirläden –, die alle ihre Originalität und neuen Ideen zum Ausdruck bringen. Und hier wird alles gemeinsam verwaltet, angefangen von der Nutzung der Räumlichkeiten bis hin zur Reinigung.

Der Slogan über dem Eingang des Einkaufszentrums „Maßvoll verdienen, sehr gut leben“ sagt viel über die Lebenseinstellung der jungen Leute aus, denen Geld nicht der größte Antrieb im Leben ist. Unisono formulieren sie das Ziel: „Wir möchten einen Ort voll lebendiger Geschichten schaffen, bei dem der schnelle Gewinn nicht im Vordergrund steht.“ Mit der Anwesenheit von mehr und mehr jungen Menschen, begann sich auch die Atmosphäre auf dem Markt zu verändern. Die Kaufleute fingen an, den Kunden mit einer neuen Servicementalität entgegenzugehen, und reagierten schnell auf neueste Trends, wie z. B. Einführung von Lieferdiensten. Außerdem wird eine Art Symbiose angestrebt, bei der die Kaufleute von den gegenseitigen Beziehungen profitieren, indem sie nötige Materialien von ihren Markt-Kollegen zu günstigen Preisen bekommen.

Nicht selten waren die jungen Kaufleute in der Cheongnyeon Mall vom Nambu Markt so erfolgreich, dass sie ihr Geschäft erweitern und auch an anderen Standorten Läden eröffnen konnten. Die bereits länger im Einkaufszentrum ansässigen Ladenbesitzer stellen sich den neu hinzugezogenen als Mentor zur Verfügung. Indem sie ihr Know-how weitergeben, leben sie Werte, die über das reine Geschäfte-Machen hinausgehen.

Unter den traditionellen Märkten, die sich derzeit zu den wichtigsten Touristenattraktionen in den jeweiligen Regionen entwickeln, gibt es einen Ort, der besonders ins Auge fällt. In Sokcho, Provinz Gangwon-do gibt es die Pendelboote Gaetbae, die als Transportmittel zwei benachbarte, von Meerwasser getrennte Dörfer verbinden. Dank des besonderen Erlebnisses, mit eigenen Händen an einem Stahlseil zu ziehen, um das Gaetbae vorwärts zu bringen, wurde diese Gegend zu einem populären Touristenort. Vom Jungang Markt drei Minuten Fußweg entfernt liegt die Cheongnyeon Mall von Sokcho Gaetbae St. Für dieses Einkaufszentrum wurde alte Gebäude der National Federation of Fisheries Cooperation (Suhyup) umgebaut, weshalb sich hier die neuerdings so angesagte Retro-Atmosphäre in Reinkultur erleben lässt. Für die Sokcho-Einwohner bedeutet der Besuch der Cheongnyeon Mall ein Stück weit Nostalgie, während sie für die Touristen als ein Ausflugsziel gilt, das man neben der Gaetbae-Fahrt nicht verpassen sollte. Wie dieses Beispiel zeigt, bleibt die Funktion der Cheongnyeon Malls nicht auf die eines Marktes beschränkt, vielmehr sind es Orte, wo neue kulturelle Inhalte entstehen, die regionale Besonderheiten widerspiegeln.

Junge Menschen in Familienunternehmen

Auf dem traditionellen Dongbu Markt in Seosan, Provinz Chungcheongnam-do steht ein altes Geschäft, das bereits über 70 Jahre an gleicher Stelle existiert. Der Laden für getrocknete Gim-Seetangblätter und Gamtae-Braualgen wird heute in der dritten Generation geführt. Der aktuelle Geschäftsführer hatte nach der Oberschule zunächst einen anderen Beruf außerhalb Seosan ausgeübt, kehrte jedoch zurück und übernahm das Familienunternehmen. Für das umfassende Verständnis des Geschäfts nahm er sich mehr als zehn Jahre Zeit, um sämtliche Vorgänge angefangen mit der Produktion über den Vertrieb bis zur Auslieferung zu erlernen. Auf dem Dongbu Markt in Seosan gibt es noch über zwanzig weitere Jungunternehmer, die Familiengeschäfte wie Hähnchenläden, Fischgeschäfte und Metzgereien weiterführen. Seitdem sich immer mehr junge Menschen dafür entscheiden, die Tradition eines Familienunternehmens fortzuführen, lebt der Markt wieder auf.

Auch auf dem Jeil Markt in Uijeongbu, Gyeonggi-do gibt es ein Beilagen-Geschäft, das von der Großmutter gegründet, von der Mutter weitergeführt wurde und nun in den Händen des Enkels liegt. Dieser hatte anfangs eigentlich nur der Mutter helfen wollen, entschloss sich dann, das bereits 50 Jahre existierende Geschäft zu übernehmen. Und wie seine Eltern bereitet auch er all die verschiedene Beilagen wie etwa Kimchi höchstpersönlich selbst zu.

Dass immer mehr junge Menschen Familienunternehmen auf traditionellen Märkten weiterführen, geht auf verändertes Verständnis zurück. Früher wurde das Erbe eines Familiengeschäfts oft widerwillig angenommen, aber heute sieht die Situation anders aus. Junge Menschen sind inzwischen davon überzeugt, dass sie an die Tradition der Elterngeneration anknüpfen und sich mit ihren modernen Methoden selbst verwirklichen können.

Die Vielfalt der Verkaufsmethoden

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Daehyeon Sanghoe auf dem Mangmi Joongang Markt in Busan hat sich auf ein breites Angebot verschiedenster Mehlsorten spezialisiert. Die junge Inhaberin hat dank ihres Unternehmergeists ihre eigene Marke etabliert, indem sie hochwertige, elegant verpackte Produkte online verkauft.
Mit freundlicher Genehmigung von The Korea Federation of Small and Medium Business (KBIZ)

Die Geschäftsstrategien der jungen Kaufleute mit ihren klaren Wertvorstellungen könnten unterschiedlicher nicht sein, sehen sie traditionelle Märkte doch nicht als gesättigten Red Ocean, sondern als Blue Ocean, wo der Weg frei für Innovationen ist. Frei vom stereotypischen Denken, glauben sie nicht, dass nur bestimmte Arten von Geschäften für den traditionellen Markt geeignet wären.

Der Jungang Markt in Sangju in der Provinz Gyeongsangbuk-do hatte mit seiner über 110 Jahre währenden Geschichte lange Zeit eine wichtige Rolle als Mittelpunkt der regionalen Wirtschaft ausgeübt. Jedoch sank die Einwohnerzahl Jahr für Jahr und die Region war vom Aussterben bedroht, was eine existenzielle Bedrohung für den Markt darstellte. Vor einigen Jahren ließen sich jedoch zehn junge Kaufleute auf dem Markt nieder. Sie eröffneten einen Blumenladen, ein veganes Dessertcafé oder ein Luftballonshop – alles Geschäfte, die man auf einem traditionellen Markt eigentlich nicht erwartet hätte.

Auch die Art und Weise der Geschäftsführung war ungewöhnlich. Beispielsweise führt das Bekleidungsgeschäft Lounge_ju Livestreams mit professioneller Moderation durch. Durch die Sendung werden Waren angeboten, in denen viel Geschichte und Bedeutungsvolles von Sangju stecken, aber auch Zubehör und Kleinkram sowie Produkte im Auftrag anderer Geschäfte. Heutzutage gibt es immer mehr Möglichkeiten der Werbung, sei es durch soziale Medien, Live-Commerce oder YouTube, auf denen junge Menschen ihren Alltag mittels V-Logs präsentieren. Diese Art des Geschäftsbetriebs fördert nicht nur ihr eigenes Wachstum, sondern sorgt auch für umfassende Veränderungen auf dem Markt.

Eine attraktive Option

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Die Geschäfte in der Cheongnyeon Mall auf dem Sabuk Markt in Jeongseon, Provinz Gangwon-do verkaufen Produkte, die von der Geschichte der Region, dem einstigen Zentrum des Kohlebergbaus, inspiriert sind. Schlüsselanhänger in Form runder Kohlebriketts sind die Bestseller des Dahee Market, einem Souvenirladen in der Cheongnyeon Mall.
© Dahee Market

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Die Cheongnyeon Mall auf dem Jungang Markt der Stadt Samcheok gilt dank der Eröffnung uriger Handwerkstätten, angesagter Cafés und trendiger Restaurants als beliebtes Reiseziel an der Ostküste. Dieses Foto zeigt ein Macaron-Geschenkset eines Geschäfts namens Chou Chou Macaron.
© Chou Chou Macaron

Für die jüngere Generation, die großes Interesse an unabhängiger Wirtschaftstätigkeit und Existenzgründung hat, ist der traditionelle Markt nun eine attraktive Option geworden. Dieser dient ihnen als Basis, von der aus sie durch Online-Shopping-Plattformen oder Webportale Kunden außerhalb der Region erreichen wollen. Um den Marketingeffekt zu erhöhen und Kundenbindung zu schaffen, wird nach den unterschiedlichsten Wegen gesucht, wie etwa durch das Abhalten von Veranstaltungen mit Anwohnern. Dabei werden sie von der Regierung und Kommunalverwaltungen in Form von Erleichterung oder Erlass der Miete, Gründungskredite oder Bildung und Beratung unterstützt.

Natürlich gibt es noch viele Probleme wie fehlende Infrastruktur einschließlich Parkanlagen oder frühzeitiger Ausstieg von jungen Händlern aus dem Geschäft usw. zu überwinden. Aber solange es junge Menschen gibt, die ihren eignen Weg auf dem traditionellen Markt erschließen wollen, wird die lokale Wirtschaft angekurbelt werden und die Märkte nachhaltig wachsen. Man darf also gespannt in die Zukunft blicken.

Kim Jae-hyunJournalist, Tageszeitung Hankook Ilbo

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