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2022 AUTUMN

Unbekannte Geschichten über die DMZ

Die Demilitarisierte Zone (DMZ), die die Koreanische Halbinsel in zwei Teile teilt, ist eine „Schatzkammer der Geschichten“. Sie werden erzählt von Menschen, die schon lange in bzw. entlang der DMZ gelebt und Kultur sowie Erinnerungen ganz eigener Art bewahrt haben. Park Han-sol zeichnet ihr Leben in about dmz auf. Dieses Magazin enthüllt unbekannte Aspekte der Teilung der Nation.

Das Leben läuft nicht immer so, wie man erwartet. Unverhofft kommt oft. Park Han-sol ist Architektin und Doktorin der Ingenieurwissenschaften. Sie studierte Architektur und Landschaftsarchitektur, aber jetzt beschäftigt sie sich über ihre Studienfächer hinaus damit, im physischen Raum enthaltene nicht-physische Geschichten „auszugraben“. Sie gründete das auf die verschiedenen Regionen Koreas fokussierte Content-Unternehmen All About, das als erstes Projekt das unabhängige Magazin about dmz veröffentlichte. Park ist glücklich darüber, dass sie jetzt etwas tut, das sie sich früher nicht einmal hätte vorstellen können. Denn es geht darum, weltweit einzigartige Räume und einzigartige Erinnerungen festzuhalten.

 

Park Han-sol, die Präsidentin des Content-Unternehmens All About, bewahrt die einzigartige Kultur und Erinnerungen der Bewohner der DMZ durch ihr Indie-Magazin about dmz.



Hier leben Menschen
„Googelt man ‚DMZ‘, erscheinen als Erstes Militärfotos wie z. B. Aufnahmen vom Waffenstillstandsdorf Panmunjeom und unberührten Naturlandschaften“, sagt Park. „Aber auch dort leben Menschen, die ihre eigenen, unverwechselbaren Erinnerungen schaffen. Um diese Geschichten zu vermitteln, wurde All About gegründet. Zwar führen wir auch für andere Regionen Content-Projekte durch, aber an about dmz, dem Ausgangspunkt unserer Arbeit, möchten wir weiterhin festhalten.“

Die Demilitarisierte Zone (DMZ) ist ein Überbleibsel des Koreakriegs, der am 25. Juni 1950 ausbrach. „DMZ“ steht für die entmilitarisierte, kampffreie Zone, die nach Abschluss des Waffenstillstandes zwischen den UN-Truppen, der nordkoreanischen Volksarmee und der chinesischen Volksfreiwilligenarmee am 27. Juli 1953 eingerichtet wurde. In geografischer Hinsicht ist der 248 km lange, die Mitte der Koreanischen Halbinsel durchschneidende Streifen gemeint, der durch die sog. Militärische Demarkationslinie geteilt ist. Auf beiden Seiten dieser Linie erstreckt sich ein zwei Kilometer breiter Grenzstreifen, der jeweils von Südkorea bzw. Nordkorea kontrolliert wird. Insgesamt gibt es 15 Grenzstädte auf der südlichen Seite der DMZ, und Geschichten über drei von ihnen erschienen in Buchform. Der erste Band about dmz, Vol. 1: Active Cheorwon wirft ein neues Licht auf diesen Kreis Cheorwon-gun in der Provinz Gangwon-do. Das Gebiet, das bisher nur als kalte, ruhige Gegend betrachtet wurde, ist in Wirklichkeit eine Fundgrube von über Generationen überlieferten Geschichten und bietet auch eine Fülle von Sehenswürdigkeiten. Der mit „Active“ betitelte Band fängt sie lebendig ein. Der zweite Band about dmz, Vol. 2: Relieve Paju stellt die in der Provinz Gyeonggi-do gelegene Stadt Paju sowohl als Grenzstadt als auch als Erholungsort vor. Er enthält z. B. Geschichten über ein wunderschönes Feuchtgebiet, in dem Zugvögel Rast machen, Reiseziele, die Stadtbewohnern Erholung bieten, und das Viertel Jangpa-ri, das die Wunden eines ehemaligen US-Militärstützpunktes in sich trägt. Als Untertitel wurde „Relieve“ verwendet, was sowohl „Entlasten“ als auch „von Leiden befreiend“ bedeutet. Der dritte Band about dmz, Vol. 3: Revive Goseong wurde Ende August 2022 veröffentlicht. Die Geschichten über Goseong, der Grenzstadt in der Provinz Gangwon-do, unterscheiden sich von denen über Grenzstädte in der Provinz Gyeonggi-do. Obwohl Park für ihre Recherchen und das Sammeln von Geschichten die DMZ über einen langen Zeitraum hinweg mehrfach besuchte, bleibt sie für sie immer noch ein „unbekannter Raum“. Und je öfter sie zu Besuch kommt, desto desto größer wird ihre Faszination und Neugier.

„Die Häuser im Dorf Minbuk-maeul nahe der DMZ in Cheorwon haben keine gewöhnliche Anschrift, sondern werden einfach Haus Nr. 1, Haus Nr. 2, Haus Nr. 3 usw. genannt. Das Minbuk-Dorf wurde nördlich der Zivilen Kontrolllinie gebaut, um die dortigen brachliegenden Flächen zu kultivieren. Eigentlich haben die dortigen Häuser reguläre Anschriften, der Einfachheit halber werden jedoch Hausnummern verwendet, da der Ort seit langem unter der Kontrolle des Militärs steht. Im Dorf gibt es auch eine Waffenkammer. Früher traten die Bewohner täglich zum Appell an, und es wurden Militärübungen abgehalten. Die Zeit nach dem Koreakrieg (1950-1953) hat sich schichtweise angehäuft, woraus eine einzigartige Dorfkultur entstand.“

Auch die Eisenbahnlinie Geumgangsan-seon, die die Stationen Cheorwon und Nae-Geumgang verband, hinterließ Spuren im Minbuk-Dorf. Diese in den 1920er Jahren während der japanischen Besatzung (1910-1945) gebaute elektrische Bahnlinie ist die erste Touristeneisenbahn Koreas. Ohne Krieg und Landesteilung wäre sie wohl heute noch in Betrieb. Neben dem Bahngleis sind die Ruinen der während der japanischen Besatzung (1910-1945) errichteten Gebäude zu sehen.

„Im Gegensatz zu den Medienberichten macht die Natur weder den Eindruck von Weitläufigigkeit noch von Opulenz. Das Gebiet wirkt eher etwas trostlos. Um eine bessere Sicht zu gewährleisten, schneiden die Grenzposten aus dem Süden und dem Norden das Gras, fällen Bäume oder legen Brände. Der schönste Anblick, der sich mir dort je geboten hat, war ein Schwarm Mandschurenkraniche. Jeden Winter kommen diese Rotkronenkraniche scharenweise ins Minbuk-Dorf in Cheorwon, was den Bewohnern zu verdanken ist. Statt die gedroschenen Reisstängel zu Garben zu binden und zu verkaufen, lassen sie die Stängel für die Kraniche auf den Feldern zurück, damit die Vögel die übriggebliebenen Reiskörner fressen können. In gewissem Sinne sind die Dörfler und die Kraniche Wegbegleiter.“

All About nannte den Reis „Durumi-Ssal“ (Kranich-Reis) und hilft den Bewohnern, ihn unter diesem Markennamen auf dem Markt zu verkaufen. Das Unternehmen verknüpft die Lokalspezialitäten mit dem Leben der Dörfler und wächst so gemeinsam mit ihnen.

Erinnerungen einzelner Personen
Parks besondere Beziehung zur DMZ reicht bis ins Jahr 2016 zurück, als sie an der Graduiertenschule für Umweltstudien der Seoul Nationaluniversität studierte. Zu dieser Zeit nahm ihr Doktorvater an der Planung des Real DMZ Project, einem Projekt zur Stadtkulturplanung, teil. Als sie ihn zum ersten Mal auf seiner Reise ins Minbuk-Dorf in Cheorwon begleitete, konnte sie über die umliegende Landschaft nur staunen. Geboren und aufgewachsen in Seoul, hatte sie nie die Gelegenheit, eine ländliche Region zu besuchen, und da sie keinen Bruder hatte, fehlte ihr auch ein direkterer Zugang zur Militärkultur. Ihr wurde klar, dass die gewöhnlichste Person, die nichts über die DMZ wusste, sie selbst war. Sie empfand Bedauern darüber und ihr kam der Gedanke, dass sich auch normale Menschen wie sie für dieses Gebiet interessiert hätten, wenn jemand ihnen die verborgenen Seiten der DMZ gezeigt hätte.

„Erst als ich am ‚DMZ-Tourismusprogramm für Frieden und Sicherheit‘ in Cheorwon teilnahm, wurde mir bewusst, dass alle nur vom Koreakrieg sprachen, keiner erzählte von der Nachkriegszeit. Danach besuchten wir das Minbuk-Dorf, wo ich überall im Leben der Dorfbewohner Geschichten aus der Zeit vor und nach dem Koreakrieg entdeckte. Diese Geschichten wollte ich festhalten.“

Auch ein späterer Besuch der Holocaustgedenkstätte in Berlin motivierte sie dazu, ein Magazin mit Geschichten aus der DMZ herauszugeben. In einem der Ausstellungsräume waren Aufzeichnungen aus dem ganz normalen Alltagsleben der Holocaustopfer wie Tagebücher und Briefe zu sehen. Im Raum daneben hingen große Familienfotos. Es waren ganz gewöhnliche Fotos, wie sie in jedem Wohnzimmer hängen dürften. Aber bei näherer Betrachtung packte sie große Bestürzung: Die Bildunterschriften erklärten das Schicksal der einzelnen Personen einige Jahre nach den Aufnahmen. Diese Ausstellung zeigte, dass alle, die als Opfer über einen Kamm geschoren wurden, als ganz normale Menschen wie du und ich ein ganz normales Leben geführt hatten. Sie brach in Tränen aus. An diesem Tag beschloss sie, die Erinnerungen der einzelnen Dorfbewohner in der DMZ aufzuzeichnen.

„Ich hatte Glück. Zusammen mit drei Kommilitonen an der Graduiertenschule bewarb ich mich für einen universitätsinternen Existenzgründungs-Wettbewerb. Wir waren unter den zehn Finalisten, aber die anderen Teams stammten aus bereits bekannten Firmen. Ich wunderte mich, warum man uns Grünschnäbel ausgewählt hatte, war aber gleichzeitig glücklich darüber, dass der Wert der DMZ anerkannt zu werden schien. Das erleichterte uns die Firmengründung.“



Das Dorf Myeongpa-ri in Goseong, hinter dem sich jenseits der Grenze das nordkoreanische Geumgang-Gebirge erstreckt, ist das am weitesten nordöstlich gelegene Dorf in Südkorea.
© allabout

Wonach niemand gefragt hat
2009 gegründet, ist All About über die Herausgabe von about dmz hinaus in verschiedenen Bereichen tätig, darunter Produktion von Merchandise-Artikeln, Ausstellungsplanung und Betrieb eines Campingplatzes. Der Seoul Campground, der sich im Pyeonghwa-Dorf (Friedensdorf) in Cheorwon befindet, bietet die Möglichkeit, eine Nacht im Gebiet jenseits der Zivilen Kontrolllinie zu übernachten. Derzeit wird der Campingplatz im Auftrag der Seouler Stadtverwaltung betrieben, aber eines Tages möchte sie einen eigenen Raum schaffen, in dem man die „Erinnerungen der in der DMZ lebenden Menschen“ erforschen kann, und mehr Interessierte hierher einladen. Die DMZ ist nicht das einzige Ziel. Nächstes Ziel ist, die Regionen in Korea, die im Abseits der Aufmerksamkeit liegen, mit angemessenen Contents der Öffentlichkeit näher zu bringen. Nicht aus der Sicht der Einheimischen, sondern aus der Perspektive der Auswärtigen sollen lokale Kultur und Erinnerungen der Menschen vor Ort auf vielfältige Weise vorgestellt werden.

„Wir erweitern zwar unsere Tätigkeitsbereiche auf andere Regionen, aber die DMZ ist immer noch der Grund unserer Existenz. Wenn wir für unsere Nachforschungen die Bewohner der Grenzgebiete besuchen, werden wir von fast allen herzlich empfangen – sei es von den Menschen in Cheorwon, Paju oder Goseong. Allein die Tatsache, dass jemand neugierig auf Geschichten ist, nach denen bisher keiner gefragt hat, scheint ein großer Trost für sie zu sein.“

Bis vor kurzem hatte Park für die Herausgabe von about dmz, Vol. 3: Revive Goseong noch sehr viel vorzubereiten. Auch Goseong kann mit vielen Geschichten aufwarten: Es besitzt die längste Küstenlinie in Korea, doch zugleich sind über 70 Prozent der Region gebirgig, was das Leben der Bewohner einzigartig macht. Das Gebirge Geumgang-san erstreckt sich auf beiden Seiten der DMZ von Nordkorea bis in diesen Landkreis und erwecken so den Schmerz der Teilung erneut. Myeongpa-ri, das administrativ aus dem Minbuk-Dorf ausgegliedert wurde, ist das am weitesten nördlich liegende Dorf in Südkorea. Hier befindet sich der Myeongpa-Strand, der nördlichste unter den Stränden in Goseong. Die Berge und Meere sind miteinander verbunden, nur das Land ist weiterhin in zwei Teile aufgeteilt.

„Dass Band 3 über Geoseong den Titel Revive trägt, hängt damit zusammen, dass in dieser Region ein großer Waldbrand nach dem anderen ausbrach. Der Titel bringt die Hoffnung meiner Firma zum Ausdruck, dass die Schmerzen überwunden werden und die Menschen wieder das Leben umarmen. Da durch COVID-19 das Interesse an Reisen ohne persönliche Kontakte zugenommen hat, gewinnt Goseong als Reiseziel an Beliebtheit, was wiederum auf das Stichwort ,Revive‘ referiert“, bemerkt sie.



Lokale Dorfbewohner helfen beim Betrieb eines Campingplatzes, nachdem eine verlassene Schule im Minbuk-Dorf in Yugok-ri, Cheorwon, umgebaut wurde.
© allabout

Ein Artikel mit der Überschrift Auf der Suche nach Spuren des Geumgang-san enthält in Ehren gehaltene Erinnerungen an den letzten Gipfel der Bergkette, der sich in Goseong erhebt. Der Beitrag erschien in about dmz, Vol. 3: Revive Goseong.
© allabout



Park Mi-kyeong Freie Schriftstellerin
Fotos Han Jung-hyun

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